Historikerkonferenz an der Universität Wien

Gewalt im 20. Jahrhundert

"Räume extremer Gewalt im 20.Jahrhundert" sind das Thema einer internationalen Historikerkonferenz an der Universität Wien. Im Mittelpunkt stehen dabei diktatorische Regime und anderen Formen politischer Gewalt in den letzten hundert Jahren.

Dabei stellt sich mehr und mehr heraus, dass auch so mancher Frieden trügerisch sein kann, und nicht jede vermeintlich ruhige Zeit auch wirklich eine friedliche Zukunft verspricht.

Gewalt als politisches Mittel

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 ging es jahrzehntelang rund in Europa und der Welt. Die folgenden 50 Jahre waren eine Periode extremer Gewalt mit Krieg, Genozid, Massenmord und Vertreibung. Danach sei Gewalt nicht mehr als legitimes Mittel der Politik empfunden worden, meinen viele Zeitgeschichtler.

Dagegen spricht, so der Wiener Historiker Gerhard Botz vom Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft, dass auch in der zweiten Jahrhunderthälfte noch gewalttätige Diktaturen am Werk gewesen sind: Die Sowjets mordeten nach wie vor in den Gulags, und in Spanien und Griechenland herrschten autoritäre Regime.

Gewaltfrei war indes auch die westliche Gesellschaft nicht, sagt Botz: "Das ist die Zeit, in der die Studentenbewegung 1968, mit den Begleiterscheinungen in Westeuropa insbesondere in Frankreich, eine starke Verunsicherung dieses Konsenses der Friedenssituation bedeutet. Und es ist auch die Zeit der periodisch auftretenden Krise in Osteuropa, das brüchig werden des Stalinismus, alle zehn Jahre ist im Wesentlichen woanders eine Eruption."

Gewalttätige Stimmungen auch in Friedenszeiten

Mitunter konnte und kann sich auch in einer Friedensgesellschaft eine gewalttätige Stimmung aufbauen, deren mörderische Kräfte dann schnell freigesetzt werden könnten.

"Diese Radikalisierung vollzieht sich oft innerhalb weniger Jahre. Das sieht man am Nationalsozialismus, der hat innerhalb von wenigen Jahren eine, nicht unbedingt demokratische, aber immerhin nicht weiß Gott wie exzessiv gewalttätige Weimarer Republik-Gesellschaft relativ friktionslos in seine politischen Vorstellungen umwandeln können", sagt Botz.

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Ludwig Boltzmann Gesellschaft - Räume extremer Gewalt in Europa im 20. Jahrhundert