Fragwürdige Geldflüsse bei Olympiabewerbung

ÖOC: Anklageentscheidung noch heuer

Im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Schwarzgeldkonto wird der ehemalige Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees Leo Wallner von früheren Weggefährten belastet. Die Staatsanwaltschaft will noch heuer über mögliche Anklagen wegen fragwürdiger Geldflüsse beim Österreichischen Olympischen Komittee (ÖOC) und der Salzburger Olympia-Bewerbung entscheiden.

Mittagsjournal, 8.10.2010

Offenbar 1,3 Millionen Euro auf Schwarzgeldkonto

Im Jahr 2001 hat der frühere Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees und Casinos-Chef Leo Wallner gemeinsam mit dem damaligen ÖOC-Kassier ein Konto eröffnet. Im offiziellen Rechenwerk des ÖOC war es aber nie enthalten, geht aus Einvernahmeprotokollen hervor, die Ö1 zugespielt wurden. Das Konto wird als Verrechnungs- oder auch Schwarzgeldkonto bezeichnet. Geführt hat es der frühere ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth. Ihm zufolge sollen über acht Jahre hinweg rund 1,3 Millionen Euro vom Europäischen und Internationalen Olympischen Komittee darauf geflossen sein, dem Leo Wallner angehört. Der spätere ÖOC-Kassier, Wirtschaftsanwalt Gottfried Forsthuber sagt, er sei nie über die Existenz des Kontos informiert worden: "Über dieses Verrechnungskonto sind Überweisungen im zweifelhaften Bereich gegangen, über das weder Vorstand und Generalversammlung, noch die Kassiere informiert waren."

Wallner: ÖOC sind keine Kosten entstanden

Einer Stellungnahme des früheren ÖOC-Generals Jungwirth an die Staatsanwaltschaft zufolge, wurden über dieses Konto zunächst Zahlungen im Interesse der Casinos Austria getätigt: 207.000 Euro für einen Besuch des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko samt Delegation in Österreich. Das Ziel sei eine Casino-Lizenz in Weißrussland gewesen. Allerdings gibt Leo Wallner in seiner Einvernahme an, dem ÖOC seien da keine Kosten entstanden, es habe letztlich sogar zusätzliches Geld zurückbekommen.

Fragwürdige Zahlungen an Politiker

Darüber hinaus sollen von dem angeblichen Schwarzgeld-Konto laut dem früheren ÖOC-General Jungwirth Zahlungen an diverse Sportvereine und Organisationen geflossen sein. Aber auch rund 75.000 Euro sollen an den früheren ÖOC-Sportdirektor ausbezahlt worden sein. Ebenfalls fragwürdig sind Zahlungen an Politiker der Regierungsparteien und Funktionäre zur Finanzierung von Besuchen bei olympischen Spielen: Der frühere SPÖ-Sportsprecher Arnold Grabner sagt, er zahle jetzt 25.000 Euro ans ÖOC, das sei aber kein Schuldeingeständnis, sondern quasi eine Spende.

Wallner: "Ich habe kein Konto angelegt"

Hat nur Heinz Jungwirth von diesen und anderen Zahlungen gewusst? Nein, glaubt der frühere ÖOC-Kassier Forsthuber: "Zahlungen hat er sicher nicht ohne Anweisung des Präsidenten Dr. Wallner gemacht." Und Ex-Generalsekretär Jungwirth selbst sagt: "Also es war sicherlich nicht in Ordnung, dass ich dieses Verrechnungskonto geführt habe. Ich möchte aber absolut hintanstellen, dass ich mich persönlich bereichert hätte. Es ist schon ein bisschen eigenartig, dass jetzt viele sagen: Ich war nicht dabei, das war alles der Jungwirth. Im Endeffekt haben sehr viele davon profitiert."

In einer Stellungnahme im Ö1-Mittagsjournal meint der frühere Casinos-Chef Leo Wallner: "Ich habe kein Konto angelegt. Ich hatte ein Sparbuch eröffnet, das war aber eine Automatik. Was dann damit passiert ist, das müssen Sie Herrn Jungwirth fragen."

Anwältin: Gutachten entlastet Wallner

Wallners Anwältin Huberta Gheneff verweist auf das vom ÖOC in Auftrag gegebene arbeitsrechtliche Gutachten, wonach Wallner auch kein Überwachungsverschulden angelastet werden könne.

Wahrheitspflicht gilt nicht für Beschuldigte

Aufgabe von Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat wird es nun sein, Fakten und mögliche Schutzbehauptungen auseinander zu dividieren. Schließlich gilt für Beschuldigte nicht die Wahrheitspflicht und sowohl Wallner als auch Forsthuber und Jungwirth werden als Beschuldigte geführt.