Neues Prognoseverfahren kommt zum Einsatz
Wahltrend statt Hochrechnung
Bei den Wiener Gemeinderatswahlen am Sonntag kommen die ersten Ergebnisse anders als üblich zustande: Da alle Wahllokale zeitgleich um 17 Uhr schließen, werden Hochrechnungen zu Wahlschluss noch nicht verfügbar sein. Daher errechnet das SORA-Institut im Auftrag des ORF einen sogenannten Wahltrend.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.10.2010
Wahlschluss verzögert Hochrechnung
Normalerweise entsteht eine Wahlhochrechnung aus den Ergebnissen einzelner Wahlsprengel, die bereits ausgezählt sind. In Wien schließen morgen aber alle Wahllokale zeitgleich erst um 17 Uhr, dann wird gezählt, danach kann erst hochgerechnet werden. Die Ergebnisprognose, die der ORF um 17 Uhr statt der sonst üblichen Wahlhochrechnung senden wird, kommt daher anders zustande, erklärt Günther Ogris vom SORA-Institut: "Wir werden bei dieser Wahl ein für Österreich neues Prognoseverfahren verwenden: Eine Schätzung aus den aktuell veröffentlichten Umfragen aus den letzten 14 Tagen vor der Wahl. Wir machen eine eigene Wahltagsbefragung mit 2000 Befragten und wir werden aus den veröffentlichten Umfrageergebnissen und aus unserer Umfrage einen gewichteten Mittelwert errechnen, der dann einen Trend zeigt."
Qualität der Umfragen wichtig
Bei den Umfragen anderer Institute, die für die Ergebnisprognose mitverwendet werden, werden allerdings nur jene verwendet, die nach einwandfreien und nachprüfbaren Methoden erstellt wurden, sagt Günther Ogris: "Wir machen eine gewisse Qualitätskontrolle, also wir überprüfen, ob wir auch alle vernünftigen Angaben zu diesen Umfragen bekommen, wie etwa die Stichprobengröße. Wenn die Angaben allerdings zu wenig sind, dann schließen wird diese Umfragen aus."
Klassische Hochrechnnung ab 18:30 Uhr
Für die zusätzliche, eigene Wahltagsbefragung wurden bereits am Donnerstag die ersten der insgesamt 2000 untersuchten Personen über ihr voraussichtliches Wahlverhalten befragt. Insgesamt lässt sich damit aber das tatsächliche Wahlergebnis nicht so genau vorhersagen, wie die sonst übliche rein statistische Hochrechnung. "Umfragen sind meist relativ nahe am Ergebnis, es kommt aber auch immer wieder einmal vor, dass die Umfragen einfach ziemlich danebenliegen, daher besteht hier eine etwas größere Unsicherheit", sagt Günther Ogris. Eine klassische Hochrechnung, die ebenfalls vom SORA-Institut durchgeführt wird, wird es jedenfalls auch geben: Ab etwa 17:30 Uhr werden immer mehr Wahlsprengel ausgezählt sein, diese Daten stehen dann den Hochrechnern zur Verfügung. Ab 18 Uhr sollte sich damit das Wahlergebnis schon recht genau vorhersagen lassen.
Zahlen, Daten, Fakten
Mittagsjournal, 09.10.2010
Wählen ab 16 zum zweiten Mal
Rund 1.145.000 Wienerinnen und Wiener entscheiden am Sonntag, wer in den nächsten fünf Jahren in Wien das Sagen hat. Das ist im Gegensatz zu anderen Bundesländern nur etwas mehr als bei der letzten Wahl, denn in Wien war bereits 2005 wählen mit 16 möglich.
Absolute Mandatsmehrheit der SPÖ
100 Gemeinderats-Sitze sind zu vergeben, sechs Parteien bewerben sich Wien-weit. Auf Platz eins liegt die SPÖ unter Michael Häupl - mit mehr als 49 Prozent weit vor den anderen Bewerbern. Auch diesmal will der amtierende Bürgermeister seine klare - in Mandaten absolute - Mehrheit im Gemeinderat halten.
Ränge vor Veränderung
Weit abgeschlagen sind die anderen Rathaus-Parteien mit einer Zustimmung von knapp 15 bis zu fast 19 Prozent. Die Wiener ÖVP hat zuletzt Platz zwei erreicht. Dahinter die FPÖ und die Grünen fast gleichauf, die prozentuelle Zustimmung für die Freiheitlichen war etwas besser, dafür haben die Grünen wegen des Wahlrechts ein Mandat mehr erreicht.
Aber diese Reihenfolge der Rathaus-Plätze zwei bis vier - wird sich laut Umfragen - ordentlich verändern. Die Wiener ÖVP tritt mit der neuen Spitzenkandidaten Christine Marek an. Die FPÖ setzt neuerlich auf Heinz-Christian Strache und die Grüne Frontfrau ist wieder Maria Vassilakou.
Hürden für Kleine
Um den Einzug in den Wiener Gemeinderat rittern auch das BZÖ mit dem Spitzenkandidaten Walter Sonnleitner und die KPÖ mit Didi Zach an der Spitze. Die Hürde für den Einzug in den Gemeinderat ist entweder die Fünf-Prozent-Hürde oder ein Grundmandat in einem der 18 Wahlkreise.
Warten auf Wahlkarten
Alle Wahllokale schließen um 17.00 Uhr, deshalb gibt es dann auch noch keine Hochrechnung, sondern nur das Ergebnis einer Wählerbefragung samt den letzten Umfragen. Die ersten Hochrechnungen können bis 18.00 Uhr dauern, das vorläufige Ergebnis gegen 20.00 vorliegen. Das amtliche Endergebnis gibt es aber erst am 18. Oktober - nach Auszählung aller Wahlkarten. Die Briefwähler könnten theoretisch auch dafür sorgen, dass am Sonntag einiges nicht klar ist, etwa die genauen Mehrheiten oder die Reihung der Plätze.
Übersicht
- Wien-Wahl 2010