Peking schäumt über Friedensnobelpreis

Frau Lius von Behörden abgeholt

Die Frau des neuen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ist von der chinesischen Polizei offensichtlich zur Abreise aus Peking gezwungen worden. Liu Xia soll in die Stadt Jinzhou im Nordosten gebracht worden sein. Dort ist ihr Mann inhaftiert. Was mit ihr dort geschieht ist unklar.

Morgenjournal, 09.10.2010

Letzte Botschaft über Twitter

Mit großer Freude schilderte Liu Xia zuletzt in Interviews den Lebensweg ihres Mannes Liu Xiaobo, wie hier in einem Interview für die BBC. Nun dürfte die Frau des neuen Friedensnobelpreisträgers aus der Stadt geschafft worden sein. Über Twitter kann sie noch rasch mitteilen, dass sie auf Geheiß der Polizei ihre Sachen zusammenpacken müsse. Die Beamten hätten ihr gesagt, dass sie ihren Mann sehen könne, der im Gefängnis von Jinzhou im Nordosten des Landes inhaftiert ist, von Peking 500 Kilometer entfernt. Liu Xia befürchtet, sie könnte dort unter Hausarrest gestellt werden. Und sie zweifelt daran, ob sie ihren Mann auch tatsächlich treffen kann.

Peking schäumt

Nach der Bekanntgabe der Entscheidung des Nobelkomitees hatten sich sofort bis zu hundert Anhänger vor dem Wohnort Lius versammelt. Auch Dutzende Journalisten waren gekommen, sehr zum Ärger der chinesischen Behörden: Liu sei "ein subversives Element, ein Krimineller", so die Regierung in Peking. Der norwegische Botschafter wurde einbestellt, und der chinesische Vertreter in Oslo sprach von diplomatischen Konsequenzen.

Erhebt sich die Frage, ob sich China mit der ganzen Welt anlegen will, denn mittlerweile fordert wirklich jedermann Freilassung Liu Xiaobos.