Interner Untersuchungsbericht
Ölpest: Neue Vorwürfe gegen Regierung
Ein knappes halbes Jahr nach dem Untergang der Ölbohrinsel "Deep Water Horizon" im Golf von Mexiko werden Vorwürfe gegen die Regierung Obama laut. Das gesamte Ausmaß der Ölkatastrophe sei bewusst verschwiegen worden, heißt es in einem internen Untersuchungsbericht. Das Weiße Haus dementiert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 09.10.2010
"Warnungen unterdrückt"
Der Untersuchungsbericht ist vernichtend. Das Weiße Haus sei in den ersten Tagen nach der Ölkatastrophe überoptimistisch gewesen. Berichte von Forschern der Regierung darüber, wie schlimm die Ölkatastrophe tatsächlich werden könnte, seien unterdrückt worden. Der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sieht das alles naturgemäß ganz anders: "Keine Information ist verändert oder unterdrückt worden, und nichts in dem Bericht ändert etwas an der starken Reaktion der Regierung."
Obama-Vertraute unter Beschuss
Im Brennpunkt der Kritik steht Carol Browner, die Top-Energie- und Klimabeauftragte des Präsidenten. Noch deutlich in Erinnerung ist ihre Aussage, drei Viertel des ausgetretenen Öls seien verschwunden. Mittlerweile weiß man, dass das Öl sich nur in kleinere Teilchen zersetzt hat und weite Teile des Meeresbodens bedeckt. "Es ist nur fair darauf hinzuweisen, dass Carol hunderte Stunden Interviews gegeben hat. Vielleicht hat sie sich einmal versprochen, das ist noch immer eine gute Leistung, und wir haben die Aussage nur ein paar Tage, ein paar Stunden später richtig gestellt."
Schlechter Zeitpunkt
Der Untersuchungsbericht ist für Obamas Demokraten, die gerade mit aller Kraft versuchen bei der Kongresswahl Anfang November eine Schlappe abzuwenden, mehr als peinlich. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Präsident den Bericht selbst in Auftrag gegeben hat.
Entschädigungen fließen
Halbwegs gute Nachrichten gibt es hingegen ein halbes Jahr nach der Ölkatastrophe aus der Golfregion. In den vergangenen Tagen haben immer mehr Menschen immer schneller Geld aus dem Zwei-Milliarden-Dollar-Entschädigungsfonds bekommen, den BP auf Druck der Regierung Obama errichtet hat. Der von der Regierung mit der Verteilung des Geldes beauftragte Anwalt Kenneth Feinberg hat nach Druck der betroffenen Bundesstaaten den Prozess jetzt deutlich vereinfacht. Unter anderem ist die Regelung gestrichen worden, wonach nur Ansprüche in unmittelbarer Nähe der Katastrophenregion bearbeitet werden können.
Jetzt hat zum Beispiel auch Jeff Silver Entschädigung bekommen, sein Bauzubehörgeschäft ist einige Kilometer von der Küste Alabamas entfernt. Er hat nichts mehr verdient, seit das Öl die Strände verschmutzt, die Touristen vertrieben und die Fischerboote zur Untätigkeit verdammt hat.
Ohne Beweis kein Geld
Kenneth Feinberg tourt unermüdlich durch die Golfregion lässt sich fast bei jedem Auftritt von wütenden Golfbewohnern beschimpfen und erklärt geduldig den Entschädigungsprozess. Immer wieder weist er darauf hin, dass er Beweise für entstandene Schäden braucht, um Geld auszahlen zu können. Denn fehlende Unterlagen sind der Hauptgrund für abgelehnte Entschädigungsanträge, so Kenneth Feinberg. Und während das Geld aus dem BP Entschädigungsfonds immer unbürokratischer und schneller vergeben wird, steigt zugleich auch die Zahl der angezeigten Betrugsfälle.