Unbefristete Streiks gegen Pensionsreform

Frankreich vor dem Stillstand

In Frankreich werden die Proteste gegen die geplante Pensionsreform von Präsident Nicolas Sarkozy immer heftiger: Nach zahlreichen Groß-Streiktagen rufen die Gewerkschaften erstmals in diesem Jahr zu einem unbefristeten Streik auf.

Schon heute wird es in Frankreich zu erheblichen Behinderungen Flug- und Schienenverkehr kommen. Ab morgen kann der Streik dann immer um 24 Stunden verlängert werden. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Paris.

Morgenjournal, 12.10.2010

Mehrheit für Streiks

Auf den Bahnhöfen und in den Metrostationen droht heute wieder das absolute Chaos auszubrechen: Tausende Pendler sind hier auf öffentliche Verkehrs-Mittel angewiesen. Aber manche Vorortzüge fallen heute fast komplett aus. Auch auf den Flughäfen werden zahlreiche Flüge gestrichen. Ein Vorgeschmack auf weitere Streiktage, die Frankreich drohen könnten. Täglich soll abgestimmt werden, ob der Streik verlängert wird oder nicht.

Trotz der Unannehmlichkeiten unterstützen einer aktuellen Umfrage zufolge 7 von 10 Franzosen die Streiks: Ich bin einverstanden, sagt ein Pendler, obwohl ich den Zug brauche.

Rückenwind für die Gewerkschaft: Das ist eine der letzten Möglichkeiten, um die Regierung von ihren Plänen ab zu bringen., sagt Gewerkschaftsführer Chérèque, Außerdem haben wir jetzt drei Demonstrationen in Folge gehabt. Mit so vielen Teilnehmer wie selten. Auch heute sind in Paris wieder riesige Kundgebungen geplant.

Regierung bleibt hart

Gestreikt wird heute außerdem bei der Post, in Elektrizitäts-Unternehmen. Und in Raffinerien. In wichtigen Ölhäfen des Landes haben Beschäftige schon in den vergangen Tagen die Arbeit niedergelegt. Beobachter fürchten sogar, dass Treibstoffe knapp werden könnten.

Die Regierung zeigt sich jedenfalls weiter unnachgiebig. Sie will die Reform noch diese Woche durch den Senat bringen. Regierungssprecher Luc Chatel: Auch wenn es jetzt eine Radikalisierung bei den Demonstranten gibt, die Debatte im Parlament wird weitergehen, denn wir brauchen diese Reform, um unser Pensions-System zu sichern. Gebe es keine Reform, sagen Experten, könnten den französischen Pensionskassen bis 2050 im schlimmsten Fall 100 Milliarden Euro fehlen.

Mittagsjournal, 12.10.2010