Rettungskapseln funktionieren

Chile: Erste Kumpel gerettet

Nach mehr als zwei Monaten unter Tag sind die ersten der 33 eingeschlossenen Bergleute gerettet worden. Der 31-jährige Florencio Avalos wurde um 5.10 Uhr (MESZ) unter Jubel der Angehörigen und Helfer von seiner Familie und Chiles Präsident Sebastian Pinera an der Oberfläche begrüßt. Danach folgte stündlich ein weiterer Kumpel.

Morgenjournal, 13.10.2010

Zweiter Kumpel geborgen

Eine Stunde später erreichte der Bergmann Mario Sepulveda in einer Rettungskapsel die Oberfläche. Am Ausgangsschacht erwartete ihn seine Frau und fiel ihm um den Hals. Auch Sepulveda, der immer wieder mit Berichten aus der Mine die Angehörigen informiert und deshalb den Spitznamen "Der Journalist" bekommen hatte, wurde mit großem Applaus begrüßt.

Fast pünktlich im Stundentakt folgten dann die weiteren Bergleute. Die Rettungskapsel absolvierte ohne Zwischenfälle ihre Fahrten durch das 600 Meter lange Bohrloch.

Helfer unten

Als erstes waren Sanitäter mit der Rettungskapsel zu den Eingeschlossenen in die Tiefe gefahren. Angehörige und Helfer applaudierten dazu, schwangen chilenische Fahnen und sangen die Nationalhymne. Vor der Fahrt in den Schacht hatte Staatspräsident Sebastian Pinera die Helfer verabschiedet und ihnen die Hand geschüttelt.

Verzögerung durch kleine Pannen

Bei einem unbemannten Testlauf war die Kapsel, welche die 33 verschütteten Bergleute an die Erdoberfläche zurückbringen soll, leicht beschädigt worden. Die Kapsel musste deshalb mehrere Testfahrten ohne Insassen durchlaufen, was den Beginn der eigentlichen Rettungsaktion weiter hinauszögerte. Chefingenieur Andres Sougarret sagte dem Sender TVN, der Schaden sei bei der Durchfahrt durch den Teil des Schachts aufgetreten, der nicht mit Metall verkleidet wurde. Bei einem Zusammenstoß mit der Innenwand des Schachts sei die Tür der vier Meter langen Kapsel verbeult worden. Die Rettungsaktion war schon vorher um zwei Stunden verschoben worden, weil noch die Installation von Telefonleitungen an der Kapsel abgeschlossen werden musste.

Die Rettung jedes Bergmanns soll etwa eine Stunde dauern. Nach spätestens zwei Tagen sollen alle Minenarbeiter oben sein.

"Hier sind Spezialisten am Werk"

Bergbau- und Rettungsexperte Leopold Abraham im Morgenjournal-Gespräch am 13.10.2010 mit

Spannung bis zuletzt

Bergbau - und Rettungsexperte Leopold Abraham, der beim Grubenunglück in Lassing im Einsatz war, bestätigt im Morgenjournal-Interview, dass bei der Rettung offenbar beste Spezialisten und Gerätschaften eingesetzt werden. Er hat auch nur geringe Sorge, dass die Kapsel beim HInaufziehen stecken bleiben könnte. Doch geglückt sei die Rettung erst, wenn alle 33 Bergmänner an der Oberfläche seien. Bei solchen schwierigen Operationen könne immer etwas schief gehen.