Premiere in der Staatsoper
Hindemiths "Cardillac"
Am 17. Oktober 2010 geht die erste szenische Premiere der Direktion Meyer über die Bühne der Wiener Staatsoper. Generalmusikdirektor FranzWelser Möst leitet selbst Paul Hindemiths "Cardillac". Und wie so oft, wenn er bei Neuproduktionen am Pult steht, inszeniert Sven Eric Bechtolf diesen französischen Krimi aus dem 17. Jahrhundert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.10.2010
Ein Krimi als Oper
Er wird als Verursacher der rätselhaften Mordserie im Paris des 17. Jahrhunderts entlarvt: der Kunstschmied Cardillac, der sich als Besessener seiner Kreationen nicht von ihnen trennen kann und sie zurückholt - koste es was es wolle und sei es das Leben seiner Kunden.
Paul Hindemiths Oper basiert auf E. T. A. Hoffmanns Novelle "Das Fräulein von Scuderie", der ersten Kriminalnovelle in der deutschen Literaturgeschichte mit einem Künstler zwischen Genie und Wahnsinn im Mittelpunkt des Geschehens.
Schwarze Gestalten
Für Regisseur Sven Eric Bechtolf ist dies die sechste Opernpremiere an der Wiener Staatsoper und es wird wohl die schrägste und skurrilste werden. Ganz dem Werk entsprechend setze er auf die Ästhetik der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts - schwarze skurrile Gestalten tummeln sich auf der Bühne, die wie ein Scherenschnitt angelegt ist, mit schwarzen Häuschen. Nur die glänzend-goldene Eingangstüre zu Cardillacs Werkstätte durchbricht diese Optik. Und auch die Bewegungsabläufe erinnern an Stummfilmsequenzen. Die Charaktere sind gleichnishaft, symbolisch angelegt.
Skurril und schräg
Mit "Cardillac" wollte Hindemith das Musiktheater erneuern, neue Wege gehen. Zuletzt hatte das Werk 1994 an der Wiener Staatsoper Premiere gehabt. Inszeniert hatte Marco Arturo Marelli, in der Titelpartie war Franz Grundheber zu hören und dirigiert hatte Ulf Schirmer. Zu hören war damals allerdings die herkömmliche zweite Fassung Hindemiths gewesen.
Franz Welser-Möst greift für seine erste Premiere als Generalmusikdirektor am Haus auf die stürmische, bombastische und weitaus schrägere erste Version zurück. Zu hören sind Juliane Banse, Herbert Lippert oder Tomas Konieczny, in der Titelpartie Juha Uusitalo.
Service
Paul Hindemith, "Cardillac", 17. bis 30. Oktober 2010, Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper