Gespräch mit Johann Feilacher

Die Gugginger Künstler

Das "Haus der Künstler" in Gugging bei Klosterneuburg zählt zu den international meist beachteten künstlerischen und sozialen Vorzeigeprojekten österreichischer Provenienz. 1981 von Leo Navratil gegründet, hat fünf Jahre später der Psychiater und Bildhauer Johann Feilacher die Leitung übernommen - und einen anderen Ansatz gewählt.

Hatte Navratil die künstlerischen Begabungen seiner Patienten stets im Zusammenhang mit ihrer Neurose gesehen, sind sie für Johann Feilacher Künstlerprofis mit fixem Platz auf dem Kunstmarkt. Er beruft sich auf Jean Dubuffet, der nachdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass es eine "Kunst der Verrückten" genauso wenig gibt wie eine "Kunst der "Knieverletzten". Für ihn stehe das Genie, die Person des Künstlers im Mittelpunkt, sagt Feilacher, die Krankheit sei Privatsache.

Kulturjournal, 15.10.2010

Sich selbst sieht Feilacher als Begleiter und als Förderer der Gugginger Künstler. Er unterstützt sie bei ihrer Arbeit, kümmert sich um den Nachlass des verstorbenen August Walla ebenso wie um den künstlerischen Nachwuchs und kuratiert Ausstellungen - in New York oder Philadelphia ebenso wie in Helsinki oder eben - ganz aktuell - in Frankfurt.

Und in Gugging wurde in unmittelbarer Nähe des bunt bemalten Hauses auf dem Hügel im Wienerwald anno 2006 das Art Brut Center eröffnet - mit einer Galerie, einem offenen Atelier und einem Museum, das neben den Guggingern internationale Positionen der Art Brut präsentiert - derzeit eine große Einzelausstellung der US-amerikanischen Objektkünstlerin Judith Scott, deren Arbeiten auch in der Frankfurter Schirn zu sehen sind.