"Wall Street 2" im Kino

Geld schläft nicht

1987 entstand mit "Wall Street" der bis heute wohl bekannteste Kinofilm über Börsenspekulation und Hochfinanz. Im heurigen Frühjahr stellte Oliver Stone in Cannes die Fortsetzung seines Klassikers vor. "Wall Street 2" mit dem provokanten Untertitel "Geld schläft nicht" spielt im Jahr 2008 und damit genau zum Ausbruch der Finanzkrise.

Der Spätsommer 2008. Aktienkurse fallen ins Bodenlose, die Immobilienblase ist geplatzt, Banken stehen vor dem Ruin. Hier geht es nicht mehr nur um Verluste, der Finanzcrash bedeutet für die Hochfinanz, wie wir sie in "Wall Street" vorgeführt bekommen, den Weltuntergang.

Für Oliver Stone stellte die Krise die Möglichkeit dar, einen neuen Blick auf die Machenschaften der Finanzwelt zu werfen: "Der Crash passierte 2008 und war interessant, weil damit alle Fehler des Systems offen zu Tage traten. Dass die Banken das amerikanische Volk betrogen, dass sie sich verrechnet und dass sie sich selbst in die Position von Spekulanten gehievt hatten. Und Spekulation in diesem Ausmaß ist die Mutter allen Übels. Amerika wurde dadurch zu einer Casinogesellschaft."

Zurück als Buchautor

Finanzhai Gordon Gekko hatte wegen Wirtschaftsverbrechen eine achtjährige Haftstrafe verbüßt und meldet sich jetzt zurück. Nicht als Börsenspekulant jedoch, sondern als Buchautor, der weitsichtig die Krise analysiert. "Ist Gier gut?", fragt er in seinen Vorträgen und findet mit seinen Thesen im jungen Trader Jacob einen Bewunderer.

Michael Douglas hatte die Rolle Gordon Gekkos 1987 den Oscar eingebracht, seine Figur bekam eine ungeahnte Eigendynamik. In Wirtschaftsmagazinen etwa wurden Gekkos Dialogzeilen aus dem Film zitiert, ganz so als wäre er eine real existierende Figur. "Er ist ein im Drehbuch sehr, sehr gut entworfener Bösewicht", so Michael Douglas, "und Bösewichte haben das Publikum schon immer fasziniert. Nur wäre es uns niemals in den Sinn gekommen, dass all diese zukünftigen Wirtschaftsuniabsolventen in ihm ihr Idol sehen würden, dem sie nachstrebten."

Das Spiel, nicht das Geld zählt

Der zuletzt schwer an Rachenkrebs erkrankte Michael Douglas besticht abermals als Gordon Gekko. Auch weil die Figur diesmal ambivalenter angelegt ist. Den ganzen Film über, meint Michael Douglas, stehe dieses Mal die Frage im Raum, ob Gekko ein anderer geworden sei.

Es gehe nicht ums Geld, sondern ums Spiel, meint Gordon Gekko einmal über das Spekulationswesen und tatsächlich endet "Wall Street 2" auf einer Manhattaner Dachterrasse, wo gerade ein Kindergeburtstag in vollem Gange ist und die Kinder eine Seifenblase nach der anderen in den Himmel schicken. Ein zynischer Abgesang auf das Gebaren der Finanzwelt.

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Wall Street 2