Recht auf Nahrung am Welternährungstag

FAO: "Vereint gegen den Hunger"

Der Welternährungstag soll daran erinnern, dass fast eine Milliarde Menschen hungern. Seit Jahrzehnten gibt es viele, oft teure Programme, um dagegen anzukämpfen. Die UNO-Organisation FAO hat jetzt den 36. Welternährungskonferenz in Rom abgehalten. Und es scheint erstmals vernünftige Ansätze zu geben, gegen den Hunger vorzugehen.

Morgenjournal, 16.10.2010

Hilfslieferungen sind der falsche Weg

UNO-Konferenzen sind immer ein Spektakel. Großer Fuhrpark, große Hallen, große Worte . Seit 1945 existiert die FAO – doch das Hungerproblem ist eher größer als kleiner geworden. Jahrzehntelang hat man versucht den unterentwickelten Ländern westliche Technologie aufzupfropfen – oft vorbei an dem was notwendig ist. Und auch oft ohne begleitend für die Ausbildung der Bauern zu sorgen. Außerdem sind ganze Regionen von Hilfslieferungen quasi abhängig geworden. Die Geberländer haben so etwas für die eigene Reputation getan – und auch gleich die eigene Landwirtschaft von Überschüssen befreit.

Besser Hilfe zur Selbsthilfe

All diese Konzepte haben viel Geld gekostet – und kaum was gebracht. Deshalb heißt es hier bei 36 FAO-Konferenz: Hilfe zur Selbsthilfe.
Kanayo Nwanze, Präsident der UN-Agrarbehörde IFAD sagt: "In Afrika hat es die längste Zeit geheißen – um Landwirtschaft brauchen wir uns nicht zu kümmern. Straßen und Fabriken sind wichtig: Doch jetzt realisiert man: Jedes Land, das seine Bevölkerung ernähren will, muss seine Lebensmittel selber herstellen."

Despoten haben umgedacht

Und es gibt auch ein Umdenken bei jenen Despoten, die sich kaum um das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung gekümmert haben. Nicht aus Einsicht – sondern aus Selbstschutz: "Der Grund warum ich glaube, dass sich Länder in Afrika ändern ist, weil sichere Lebensmittelversorgung auch ein sicheres Land bedeutet. Das haben wir bei der Krise 2007, 2008 gesehen. Es hat in 40 Ländern Unruhen gegeben und in zwei wurden die Regierungen gestürzt."

Kampf gegen Land Grabbing

Erstmals sitzen auch die NGO´s gleichberechtigt am Verhandlungstisch – ein großer Fortschritt, denn sie sind meist direkt mit den Betroffenen konfrontiert – und wissen so was gebraucht wird.

Ein großes Thema bei dieser Konferenz: Das sogenannte Land Grabbing. Also Konzerne, Hedge Fonds oder ganze Staaten die Quadratkilometerweise Land in Afrika aber auch in Südamerika aufkaufen, um dort Nahrungsmittel für die erste Welt anzubauen. Das muss aufhören sagt Andrea Ferrante, von der Biologischen Agrar-Arbeitsgemeinschaft Italien: "Das Problem ist Afrika ist, es gibt keine Grundbücher. Das meiste Land wird zwar seit Jahrhunderten von Bauern bewirtschaftet – aber es gehört ihnen nicht. Das ist unglaublich: Dieses Land kann verkauft werden – und es wird auch verkauft."

Nahrung kein Spekulationsobjekt

Eine weitere Debatte, die hier zum ersten Mal geführt wurde ist jene um die Frage der Kosten für Nahrungsmittel – und ob deren Grundstoffe wie Reis, Weizen oder Zucker tatsächlich auf Börsen gehandelt werden sollten. Denn in den vergangenen Jahren sind die Preise oft dramatisch gestiegen – ohne erkennbaren Grund – eben wegen Spekulation. Miriam Rahmaniam vom Iranischen Center for Sustainable Developement begrüßt deshalb die Diskussionen darüber ob man Spekulationen auf Nahrungsmittel nicht ganz verbieten sollte. Denn die neoliberale Politik hat auch so Dinge wie Nahrungsmittelreservehaltung verschwinden lassen. Der Markt würde das schon regeln – hieß es: "Es hat keine Lagerhaltung mehr wegen der Neoliberalen Politik gegeben. Wir haben aber klare Beweise, dass diese Lagerhaltung die Preise unten halten kann und natürlich Hunger verhindert. Aber mit der Begründung: Alle Märkte müssen geöffnet werden hat man das abgeschafft. Der Markt reguliert das schon. Nun offensichtlich funktioniert das nicht."

Vor allem die großen Europäischen Nationen wie Frankreich und Deutschland hätten da Unterstützung signalisiert.

Insgesamt hat man den Eindruck hier in Rom hat sich diesmal etwas bewegt. Immerhin nach 35 Vorgängerkonferenzen.

Mittagsjournal, 16.10.2010

Link

FAO (eng)