Schutz durch unabhängige Vertrauenspersonen

Misshandlung in Heimen: Konsequenzen verlangt

Nach dem Bekanntwerden von Misshandlungsvorwürfen in einem Kinderheim in der Steiermark, fordern Kinder- und JugendanwältInnen jetzt unabhängige Vertrauenspersonen für alle Heimkinder in Österreich. Ihnen könnten sich die Kinder anvertrauen.

Morgenjournal, 16.10.2010

Vertrauenspersonen sollen helfen

Die Kinder- und Jugendanwältinnen fürchten, dass die Misshandlungen bei der Pro Juventute-Pflegefamilie in Bad Mitterndorf kein Einzelfall sind. Andrea Holz-Dahrenstädt, Kinderanwältin des Landes Salzburg sagt, überall in sozialpädagogischen Einrichtungen befinden sich Kinder in einem Abhängigkeitsverhältnis, wie in Familien auch. Bei den Heimkindern komme dazu, dass sie ohnehin schon traumatisiert seien und daher unabhängige Vertrauenspersonen dringend brauchen würden, die die Kinder regelmäßig besuchen.

Neben Sozialarbeitern

Ähnlich die Vorstellungen der Wiener Kinderanwältin Monika Pinterits, die auch die nötige Unabhängigkeit der Vertrauenspersonen betont. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Jugendämter bzw. Jugendwohlfahrt seien wenig geeignet, denn sie könnten sich nicht selber kontrollieren.

Zumal die Jugendämter Entscheidungen treffen über die Kinder und ihren Lebensort, sagt Holz-Dahrenstädt. Die Kinderanwältinnen würden selbst gerne aktiv als Vertrauenspersonen auf Heimkinder zugehen, haben derzeit aber nicht diese Befugnis.

Hinweise auf Missstände helfen

Skeptisch zu dem Vorschlag äußert sich allerdings die steirische Kinderanwältin Brigitte Pörsch. Sie meint, dass gequälte Kinder nicht auf Bestellung bei Besuchen reden werden, und dass Misshandlungen eher durch psychosomatische Symptome wahrnehmbar sind. Entscheidend wäre, dass wenn es Hinweise, etwa von Erziehern, Kindergärtnerinnen oder Lehrern gibt, richtig reagiert wird. Bei Pro Juventute scheine das nicht der Fall gewesen zu sein. Es brauche nun in den Bundesländern klare Verantwortungsstrukturen und ein Qualitätsmanagement. Die Salzburger Kinderanwältin Holz-Dahrenstädt unterstützt das, sieht aber keinen Widerspruch zur Forderung nach Vertrauenspersonen für die Heimkinder.

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