Gewerkschaft will 1.300 Euro mindestens

Verhandlungsauftakt um Handelsgehälter

Gegen Mittag beginnen in Wien die Kollektivvertragsverhandlungen für den Handel. Wirtschaftskammer und Gewerkschaft sprechen über die Gehälter sowie Löhne von mehr als 550.000 Beschäftigten. Die meisten von ihnen sind Angestellte. Die Gewerkschaft GPA geht diesmal mit mehreren Forderungen in die Gespräche, eine davon ist ein Mindestgehalt von 1.300 Euro.

Morgenjournal, 19.10.2010

Gut durch die Krise

Die Krise hat sich auf den Handel kaum negativ ausgewirkt - die Zahl der Beschäftigten ist stabil und die Umsätze steigen. Nur die Erträge schrumpfen - die Folge geringer Margen und zahlreicher Rabattaktionen. Gut durch die vergangenen Monate sind der Einzel- und Kfz-Handel gekommen. Der oft industrienahe Großhandel hingegen war mit einem Minus konfrontiert, mittlerweile zeigt der Trend wieder ins Positive.

Mindestgehalt und Bildungsfreistellung

Für die Gewerkschaft muss die in Summe gute Entwicklung deutliche Spuren auf den Lohn- und Gehaltszetteln der Beschäftigten hinterlassen. Vor einem Jahr war es, bei geringer Inflation, ein Plus von 1,5 Prozent, mindestens aber 22 Euro. Der Abschluss war besser als der der Metaller. Manfred Wolf vom Verhandlungsteam der GPA erwartet, wie er sagt, ernsthafte Auseinandersetzungen, wenn es um die Forderungen Richtung Arbeitgeber geht. Denn er fordert ein Mindestgehalt von 1.300 Euro, die "faire und transparente" Abgeltung von Mehrleistungen und Gespräche über Bildungsfreistellung.

Frauen oft schlechter ausgebildet

Wert legt die Gewerkschaft auf eine genaue wie pünktliche Abrechnung von Mehr- und Überstunden, von Vor- und Nacharbeitszeit. Noch mehr Wert legt sie auf das Thema Weiterbildung, von der primär Frauen in Teilzeit profitieren sollen. Sie bilden weiterhin das Gros der Menschen, die die geringer bezahlten Jobs erledigen und so im Schnitt deutlich weniger verdienen als Männer. Die Erklärung Wolfs dafür: Der Handel habe ein stark qualifikationsbezogenes Gehaltsschema, und Frauen hätten einen schlechteren Zugang als Männer zur Aus- und Weiterbildung.

Keine Tabuthemen

Auf einzelne Punkte will sich die Wirtschaftskammer vor Beginn der Gespräche nicht einlassen. Zum Thema 1.300 Euro Mindestlohn sagt Spartenobmann Fritz Aichinger, man sei jetzt schon nah dran. Seiner Rechnung zufolge verdienen die Beschäftigter in Vollzeit im Schnitt gut 1.260 Euro. Aichinger geht davon aus, dass die Treffen konstruktiv verlaufen werden, Tabuthemen gebe es nicht. Er gibt sich zuversichtlich, dass die Forderungen der Gewerkschaft Punkt für Punkt abgearbeitet werden können. Die Verhandlungen seien jedes Jahr schwer. Wichtig sei die Qualität und nicht die Länge der Verhandlungen.

Abschluss bis zum Weihnachtsgeschäft

Termine haben Gewerkschaft und Wirtschaftskammer bis Mitte November angesetzt. Bis zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts könnten die Verhandlungen für die Handelsangestellten daher abgeschlossen sein. Das Ergebnis bildet dann die Grundlage für die etwa 100.000 Arbeiter.