Gegen drohende Wahlniederlage der Demokraten

Obamas gemeinsam in Einsatz

Meinungsforscher sagen der Präsidenten-Partei bei den Kongresswahlen in vierzehn Tagen massive Verluste voraus. Trotz milliardenschwerer Konjunkturpakete ist es Barack Obama nicht gelungen, ein Rezept gegen Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit zu finden. Nun versucht das Präsidenten-Ehepaar gemeinsam, das Blatt noch zu wenden.

Mittagsjournal, 19.10.2010

Michelle Obama als Wahlkämpferin

Barack Obama ist nur mehr die Nummer zwei im Weißen Haus: Bei den Beliebtheitswerten liegt seine Frau, First Lady Michelle Obama, deutlich vor ihm. Mit der Konsequenz, dass Frau Obama wieder voll im Wahlkampf eingespannt wird. So auch in Ohio, als sie für das Programm ihres Mannes Stimmung macht: "Es geht um mehr als Politik. Es geht um, den Wandel, um den Barack seit so vielen Jahren kämpft."

Noch einmal "Yes we can"

Der Präsident selbst - schon etwas heiser - versucht die längst verflogene Aufbruchsstimmung wiederzubeleben, die ihn vor genau zwei Jahren ins Weiße Haus getragen hat: "In zwei Wochen habt Ihr erneut die Chance zu sagen: Ja, wir können es." Doch die Versprechen scheinen nicht mehr zu greifen, viele Obama Wähler sind enttäuscht - trotz Gesundheits- und Finanzreform sehen sie angesichts deprimierend hoher Arbeitslosenzahlen keinen Wandel zum Guten.

Republikaner vorn

Barack Obama wiederholt bei jedem seiner Wahlkampfauftritte, dass es die Republikaner waren, die das Land in die Krise geführt haben: "Es liegt an euch, denen zu sagen, wir glauben euch nicht. Da waren wir schon, da wollen wir nicht mehr hin." Doch in vielen Bundesstaaten haben die republikanischen Kandidaten bei den Rennen um Sitze in Senat und Repräsentantenhaus die Nase vorne - sie hoffen mittlerweile in beiden Häusern die Mehrheit gewinnen zu können. Gelingt das, dann könnte Barack Obama in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit nichts mehr ohne die Zustimmung seiner erbitterten Gegner durchsetzen.

Tea Party als Lokomotive

Und die Republikaner machen mobil, immer wieder im Rampenlicht steht dabei Alaskas ehemalige Gouverneurin und Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin: "Die Dynamik ist auf unserer Seite, aber wir dürfen nicht nachlassen. Wir sind das beste Land der Welt und wir verdienen Bbesseres als da gerade aus Washington kommt. Seit bereit für Amerika." Palin ist der Star der Tea Party, jener rechtspopulistischen Protestbewegung, die wütend gegen - wie es heißt "die da in Washington" anrennt - auch gegen etablierte Abgeordnete in den eigenen, republikanischen Reihen.

Hexerei und Satanismus

So hat die Tea Party im als liberal geltenden Bundesstaat Delaware der jungen Außenseiterin Christine O'Donnel zur Senats-Kandidatur verholfen. Weil die sich als Studenten-Politikerin in Videospots nicht nur gegen vorehelichen Sex und Selbstbefriedigung ausgesprochen hat, sondern sich auch Satanismus und Hexerei zugetan zeigte, muss Frau O´Donnell nun in Fernsehspots betonen, dass sie eigentlich gar keine Hexe sei. Dass sie mit der eigenen Parteispitze in Washington übers Kreuz ist, gibt O´Donnel auch freimütig in Interviews zu: "Wir hoffen die Parteispitze hilft uns noch - bisher haben sie es nicht getan."

All das hat in Delaware dem Kandidaten der Demokraten zu einem zweistelligen Vorsprung in den Meinungsumfragen verholfen und landesweit die Hoffnung genährt, dass die Dynamik der Tea Party am Ende nach hinten losgeht - und die erwartete Wahlniederlage für die Präsidenten-Partei deshalb nicht ganz so schlimm ausfallen könnte.