Ausstellung in der Sammlung Essl

Erwin Wurm zeigt sein Elternhaus

"Private Wurm" heißt die Ausstellung, die am Dienstag, 19. Oktober 2010 im Essl Museum in Klosterneuburg eröffnet wird. Kern der Schau ist das Elternhaus von Erwin Wurm, bis ins kleineste Detail naturalistisch nachempfunden, zusammengequetscht auf einen Meter Breite.

Kulturjournal, 19.10.2010

Sabine Oppolzer im Gespräch mit Erwin Wurm

Es ist die zweite Ausgabe dieses Hauses, das Wurm schon einmal in China gezeigt hat. Als einer der international renommiertesten österreichischen Künstler hat Erwin Wurm den Begriff der Bildhauerei mit Skulpturen wie "Fat Car", "Fat House" und mit seinen "One Minute Sculptures" neu definiert.

Außergewöhnliche Herausforderung

Die Veränderung der Realität durch die Veränderung in der Wahrnehmung, das ist das Zentrum der Arbeiten von Erwin Wurm. Ab Mittwoch, 19. Oktober 2010, bis zum 30. Jänner 2011 zeigt das Essl Museum in Klosterneuburg die Personale "Private Wurm". Hauptobjekt der Schau ist ein betretbares Haus, in den Dimensionen einem Einfamilienhaus gleich, allerdings nur 1,38 Meter breit. "Eine außergewöhnliche Herausforderung", meinte Sammler Karlheinz Essl bei einem Pressegespräch.

Aufwendig war offensichtlich die Herstellung: "Über die Kosten will ich gar nicht reden", seufzte Essl. Als Vorbild zu dem 16 Meter langen und sieben Meter hohen Gebäude diente dem 1954 in Bruck an der Mur (Steiermark) geborenen Künstler sein Elternhaus. Auch das Inventar - vom Essbesteck bis zu den Sanitäreinrichtungen - ist den 70er Jahren nachempfunden und ebenfalls in gestauchter Form vorhanden. Wurm versteht das Haus, das künftig bei weiteren Ausstellungen Verwendung finden soll, keineswegs als Abrechnung mit dem Elternhaus, wenngleich die Beengung durch gesellschaftliche und soziale Gegebenheiten dargestellt und erfahrbar wird. Am besten fände er, wenn das Haus im Freien "zwischen anderen Einfamilienhäusern stehen würde".

Mittagsjournal, 19.10.2010

Überdimensionale Polizeikappe

Zu den weiteren Objekten der Schau, die auch Sitzmöbel und Skulpturen beinhaltet, zählt eine überdimensionale Wiener Polizeikappe, unter die sich die Besucher stellen können. Die Idee zu diesem Konzept kam Wurm ursprünglich in Zusammenhang mit dem Wiener Heldenplatz, wo eine riesige Kappe den Passanten Schutz anbieten sollte. Das Projekt wurde allerdings abgelehnt. Auch hier, so Kurator Günther Oberhollenzer, sei das Thema nicht primär der psychologische Blick auf Kindheit und Jugend des Künstlers, dessen Vater Kriminalbeamter war, sondern Wurms Interesse an der Veränderung von Maßstäben.

Wie das Haus als bauliche Hülle repräsentative Funktion erfüllt, bringt auch die Kleidung das scheinbar individuell Bezeichnende zum Ausdruck. "Wir repräsentieren uns nicht durch uns selbst, sondern durch Prestigeobjekte. Das Individuum verschwindet immer mehr", konstatierte Wurm eine augenfällige gesellschaftliche Tendenz, die sich u.a. in der Architektur ausdrückt: "Wenn Sie durch Österreich fahren und sehen, was da so herumsteht, kann ich nur sagen: Halleluja!"

Text: APA, Audio: ORF

Service

"Private Wurm", 20.10. bis 30.1., Di-So 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 21 Uhr, Essl Museum, Klosterneuburg,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt.

Essl Museum