Der Schatzkanzler präsentiert seine Sparpläne

Großbritannien schnallt den Gürtel enger

Die britische Regierung hat heute Einzelheiten für ihren beinharten Sparkurs bekannt gegeben. Sie will das Staatsdefizit in den kommenden fünf Jahren von 10,1 Prozent auf 1,1 Prozent senken. Sie will Stellen im öffentlichen Dienst abbauen, Sozialleistungen kürzen und das Pensionsalter anheben.

Abendjournal, 20.10.2010

Am Rande des Abgrunds

Jeder ist betroffen vom Alleinverdiener bis zum Sozialhilfeempfänger. Schatzkanzler George Osborne verkündet die striktesten Kürzungen der öffentlichen Ausgaben seit mehreren Jahrzehnten: "Heute ist der Tag, an dem Großbritannien vom Rand des Abgrunds zurücktritt. Es ist ein harter Weg, aber er führt in eine bessere Zukunft", so Osborne bevor er seine Sparmaßnahmen vorstellt.

Die Kürzungen sind unausweichlich, erklärt der Schatzkanzler. Die Regierung wolle damit umgerechnet 95 Milliarden Euro einsparen. Das Pensionsalter soll bereits 2020 auf 66 Jahre angehoben werden, vier Jahre früher als bisher geplant.

Massenentlassungen und Sozialkürzungen

Im Staatsdienst will man insgesamt 490.000 Arbeitsplätze streichen. Jedes Ressort ist betroffen. So soll im Außenministerium der Diplomatenapparat verkleinert werden.

Den Löwenanteil der angepeilten Kürzungen soll der Sozial-Etat tragen: "Wir haben uns entschlossen die Verschwendung einzustellen und das Wohlfahrtsystem zu reformieren, das wir uns nicht mehr leisten können", so der Schatzkanzler. Der früheren Labour Regierung wirft er eine beispiellose Schuldenanhäufung vor: "Wir zahlen pro Jahr 43 Milliarden Zinsen für Schulden."

Führt Sparkurs zur Rezession?

Der frühere Schatzkanzler Alistair Darling versucht das zu entkräften: "Wir haben Geld für Schulen, Spitäler und für Transport ausgegeben - und dann ist die Bankenkrise gekommen. Wir sind nicht das einzige Land in dieser Situation."

Die oppositionelle Labour-Partei und die Gewerkschaften warnen generell, die Sparmaßnahmen seien zu drastisch: Sie könnten eine neue Rezession auslösen.