Umstrittene Jury-Entscheidung

Österreicher Zweiter bei Chopin-Wettbewerb

Der österreichische Pianist Ingolf Wunder ist bei dem renommierten Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau Zweiter geworden. Die Entscheidung war umstritten, nach dem Finale galt Wunder als Favorit. Der 25-Jährige teilt sich den Preis mit dem Litauer Lukas Geniusas.

Die beiden mussten sich der 25-jährigen russischen Pianistin Julianna Awdejewa (Yulianna Avdeeva) geschlagen geben. Die Siegerin setzte sich im Finale gegen neun Mitbewerber durch. Um die begehrten Preise hatten sich seit Anfang Oktober 81 Nachwuchspianisten aus aller Welt beworben.

Entscheidung umstritten

Wie die Website Thenews.pl berichtet, war die Jury-Entscheidung äußerst umstritten. Unabhängige Musikexperten und Kritiker seien vom Gewinn des ersten Preises durch Julianna Awdejewa überrascht gewesen. Nach dem Finalkonzert galt Wunder als klarer Favorit, heißt es weiter. Pianistin Lidia Kozubek bezeichnete die Entscheidung als "erschreckend".

Juryvorsitzender Andrzej Jasiński verteidigte die Reihung mit Awdejewas konstanter Leistung während des gesamten Wettbewerbs. Hätte nur das Finalkonzert gezählt, wäre Wunder der Gewinner gewesen, gibt Jasiński im Gespräch mit thenews.pl zu.

Wunder wurde neben dem zweiten Preis mit zwei Spezialpreisen ausgezeichnet.

Der Kampf um Jury-Entscheidungen hat in Warschau Tradition: Der bekannteste Skandal in der Geschichte des bedeutenden Wettbewerbs trug sich 1980 zu. Ivo Pogorelich wurde damals nicht zum Finale zugelassen, Martha Argerich verließ daraufhin aus Protest die Jury. Pogorelich gelang eine Weltkarriere.

Prominente Vorgänger

Der Chopin-Wettbewerb wird nur alle fünf Jahre veranstaltet. Er wurde 1927 begründet und gehört zu den weltweit ältesten Musikwettbewerben. Einige der Sieger der Vergangenheit machten internationale Konzertkarriere, etwa Martha Argerich aus Argentinien, der Pole Krystian Zimerman oder der Amerikaner Garrick Ohlsson.

Ingolf Wunder wurde 1985 geboren und lernte zunächst Geige, bevor er sich als Jugendlicher dem Klavier zuwandte. Der Kärntner debütierte mit 14 Jahren im Wiener Konzerthaus. Anschließend studierte er am Konservatorium in Klagenfurt und Linz sowie an der Musikuniversität in Wien.

In diesem Jahr feiert Polen den 200. Geburtstag von Frédéric (Fryderyk) Chopin. Der polnisch-französische Komponist und Pianist kam 1810 in Zelazowa Wola westlich von Warschau zur Welt und lebte von 1831 an in Paris, wo er 1849 starb.

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