Linz wird zur Open Commons Region

In Linz beginnt's

Die Stadt Linz will den freien Zugang zu digitalen Kulturgütern, Software und Technologien fördern und zur "Open Commons Region" werden.

Vor drei Jahren haben der aus Linz stammende und in Berlin lebende Wissenschaftler Leonhard Dobusch und der Linzer Gemeinderat Christian Forsterleitner das Buch "Freie Netze. Freies Wissen" herausgegeben. In Texten und Interviews wird darin erläutert, welche Rahmenbedingungen frei verfügbare Netze und freier Zugang zu Wissen brauchen und welche Chancen sie für Innovation und Emanzipation bieten.

Das Buch lieferte auch konkrete Vorschläge für Projekte auf lokaler Ebene als Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr 2009 in Linz. Vergangene Woche wurden die beiden Herausgeber für das Buch in Karlsruhe mit dem "Wolfgang Heilmann-Preis für humane Nutzung der Informationstechnologie" ausgezeichnet. In Linz entsteht jetzt - angeregt durch das Buch und die Initiative seiner Herausgeber - die erste "Open Commons Region".

Freies Netz und freies Wissen

Seit mehr als fünf Jahren gibt es Linz in Bibliotheken, bei Ämtern, in Volkshäusern und an zahlreichen öffentlichen Plätzen WLAN-Hotspots für kostenlosen und unlimitierten Internetzugang. Die Stadt möchte damit den Anschluss möglichst vieler Menschen an die Informationsgesellschaft ermöglichen.

Zu freien Netzen gehört aber auch freies Wissen, propagierten Leonhard Dobusch und Christian Forsterleitner mit ihrem Buch. Sie setzen sich darin mit freien Lizenzen, freien Lehrunterlagen, Open Source Software, Blogs, Wikis und der Offenheit von Kunst und Kultur, Forschung und Verwaltung auseinander und zeichnen die Vision einer freien Wissensgesellschaft in Linz.

Die Argumente konnten den Linzer Gemeinderat überzeugen, die ersten Schritte in diese Richtung wurden bereits gesetzt: Für Kulturprojekte, die ihre Werke mit einer freien Lizenz versehen, gibt es zehn Prozent mehr Kulturförderung, außerdem wurde im Herbst 2009 ein Public Webspace für Linzerinnen und Linzer eingeführt.

Zwar gebe es bereits freien Webspace im Überfluss, sagt Gemeinderat Christian Forsterleitner, der Public Webspace in Linz sei jedoch wirklich frei, nämlich frei von Werbung und frei von Zwangsabtretung der Rechte und der Daten. Ein Gigabyte Webspace stellt die Stadt jedem Linzer Bürger und jeder Bürgerin ab dem Alter von 14 Jahren zur Verfügung, mehr als 1000 Personen nützen dieses Angebot bereits.

Von Open Source zu Open Commons

Vor etwa einem Jahr erteilte die Stadt Linz an das Institut für Personal- und Organisationsentwicklung der Johannes Kepler Universität den Auftrag zur Erstellung einer Studie über den Einsatz von Open Source in der Region. Das Market Institut machte dafür eine Umfrage, in der Politiker, Wirtschaftstreibende und Bürgerinnen gefragt wurden, ob sie den Begriff Open Source kennen und was er für sie bedeutet.

Viele der Befragten assoziierten damit nur Kosteneinsparungen durch Open Source Software. Bei immateriellen Gemeingütern gehe es aber nicht nur um die Reduzierung von Kosten, sagt Gustav Pomberger, Vorstand des Instituts für Wirtschaftsinformatik und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Personal- und Organisationsentwicklung.

Die Studie wurde deshalb erweitert und empfahl schließlich die Schaffung einer "Open Commons Region Linz". Das bedeutet, dass die Verwendung von Open Source Software, freier Lizenzen für digitale Artefakte, die Freigabe von behördlichen und mit Steuergeldern erstellten Daten und der freie Zugang zu Wissen gefördert und koordiniert werden sollen.

Stadt Linz gibt Daten frei

Die Stadt will dafür als Vorbild wirken und rasch Gemeingüter wie Karten, Daten und anderes Informationsmaterial zur freien Verfügung stellen. In den Schulen in Linz wurden bereits 950 Arbeitsplätze mit Open Office ausgestattet, im Magistrat müsse man schauen, wo freie Software einsetzbar ist und die Umstellung vorbereiten und begleiten, so Christian Forsterleitner. Neu gemachte Fotos im Auftrag der Stadt würden seit dem Gemeinderatsbeschluss mit freien Lizenzen angeboten, Material aus dem Archiv müsse man ebenfalls schrittweise freigeben.

Eine Koordinierungsstelle soll alle bereits im Bereich Commons und Open Source aktiven Gruppen einbinden, Aktivitäten fördern und koordinieren, der Posten für den Projektleiter dieser Stelle wurde bereits ausgeschrieben.

Geplant sind auch die Schaffung einer Konferenz und Messe zum Thema Open Commons und die Einführung eines Masterstudiums für Webwissenschaften.

Ein weiterer Vorschlag aus dem Buch "Freie Netze. Freies Wissen" soll die Linzerinnen und Linzer ganz aktiv in die Entstehung der Open Commons Region einbinden: das Projekt "Lentiana". Dafür sollen Organisationen und Private kulturelle Schätze aus der Region in digitalisierter Form zur Verfügung stellen und gemeinsam einen freie zugänglichen, virtuellen Geschichts- und Kulturraum schaffen.

Service

Freie Netze. Freies Wissen
Linz.Presse - Open Commons

Übersicht