Staatsanwaltschaft ermittelt

Geldwäsche im Vatikan?

Die Vatikanbank steht nicht wegen ihrer religiösen Werke ständig im Rampenlicht sondern wegen der vielen Skandale. Seit den 1980iger Jahren gibt es immer wieder Fälle von Geldwäsche, in die die Bank verwickelt ist. Mit neuen, strikteren internen Regeln wollte man dem begegnen. Offenbar nicht besonders erfolgreich.

Morgenjournal, 23.10.2010

Konten eingefroren

Es geht um mehr als 23 Millionen Euro. Diese Summe wurde von der Staatsanwaltschaft Rom auf diversen Konten eingefroren. Schon seit einem Jahr laufen die Ermittlungen. Jetzt wurde der Personenkreis, gegen den ermittelt wird, ausgeweitet. Die Hauptbelasteten sind aber der Chef der Bank Ettore Gotti Tedeschi und einer seiner engsten Mitarbeiter. Der Verdacht lautet auf Geldwäsche.

Was ist passiert? Mehrere Schecks im Gesamtwert von 300.000 Euro sind bei einer Filiale der Uni Credit eingelöst worden - der Inhaber des Kontos ist die Vatikanbank. Das Gleiche, mit noch höheren Summen, ist auch noch bei anderen Banken passiert. Geld wird bar abgehoben, Inhaber der Konten: Die Vatikanbank. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass es sich um Geldwäsche handeln könnte. Immer wieder ist die Vatikanbank in den Verdacht gekommen, bei dubiosen Milionentransfers Drehscheibe gewesen zu sein.

Katholische Machtgier?

Warum die Vatikanbank? Weil sie durch die Exterritorialität des Vatikanstaates weder italienischen noch europäischen Behörden untersteht - oder Auskunft erteilen muss. Das heißt: Kontoinhaber aber auch Transfers bleiben anonym. Ideal für die Übermittlung von Schmiergeldern.

Der Vorteil für den Vatikan: er kennt sowohl Schmiergeldzahler, wie auch Empfänger. So entsteht ein Wissen, das gegebenenfalls eingesetzt werden kann wenn es etwa um Gesetze geht, die aus der Sicht des Vatikans nicht beschlossen werden sollen. Stichwort Ehe- und Scheidungsrecht oder Abtreibung.

Das alles skizziert Gianluigi Nuzzi in seinem Buch "Die Vatikan AG". Ihm wurden Kistenweise Kontoauszüge zugespielt. "Ich war überrascht über die Skrupellosigkeit einiger Menschen im Vatikan, in die ein falsches Vertrauen gesetzt wurde und die den katholischen Glauben aus Machtgier zerstört haben", so Nuzzi.

Vatikan verblüfft über Vorwürfe

Nachdem das Buch veröffentlicht wurde, hat auch in den Rängen der Vatikanbank das große Aufräumen begonnen. Papst Benedikt sei durchaus integer, so der Autor, ein Mann der Lehre, und er habe immer gesagt, solche Machenschaften seien nicht mit dem Glauben vereinbar. Aber er kämpfe noch mit Altlasten. Zu lange sei das Netz gewachsen - zu Dicht die Verbindungen.

In der aktuellen Causa zeigt sich der Vatikan jedenfalls "verblüfft und überrascht". Bei den Transaktionen sei es nur um eine vatikaninterne Verschiebung von Geldern gegangen - mehr sei das nicht gewesen.

Auch bei einer neuerlichen Anhörung vor Gericht konnten offenbar die Zweifel an dieser Version der Geschichte nicht ausgeräumt werden. Die Staatsanwaltschaft lässt die mehr als 30 Millionen Euro deshalb weiter blockieren. Es müssten schon klare Beweise vorgelegt werden, die aktuellen Dokumente würden nicht reichen.