Boomgeschäft in China

VW im Aufwind

Die deutschen Autobauer fahren mit Vollgas aus der Krise. Besonders gut unterwegs ist der Volkswagenkonzern mit den Kernmarken VW und AUDI. Er profitiert vor allem vom boomenden Geschäft in China.

Mittagsjournal, 30.10.2010

Ziel: weltweite Nummer Eins

Zwei Jahre nach Beginn der weltweiten Krise haben die deutschen Autobauer wieder rasant an Fahrt aufgenommen. Abwrackprämie, staatlich geförderte Kurzarbeit und Absatzminus sind Geschichte - Daimler, BMW und Volkswagen steuern heuer auf Spitzenergebnisse zu und das ist auch gut für die heimische Zulieferindustrie. Besonders flott unterwegs ist der Volkswagenkonzern. Europas größter Autobauer strotzt vor Kraft und hält schnurstracks Kurs Richtung Weltspitze, von wo derzeit noch Toyota den Wolfsburgern die Rücklichter zeigt. Doch Volkswagen hat bereits den Blinker aktiviert und ist auf die Überholspur gewechselt.

Firmenkassen voll

Der Abstand der Deutschen zu den Japanern wird immer geringer. Die jüngsten Quartalszahlen beeindrucken zwar weniger die Analysten, aber die Konkurrenz. Unter dem Strich hat der Konzern gut vier Milliarden Euro stehen - eine Steigerung um das Sechsfache, weil Volkswagen nach der Krise wieder deutlich mehr Wagen der marge-trächtigen Mittel- und Premiumklasse verkauft. Stefan Bratzel, Automobilexperte an der Fachhochschule Bergisch Gladbach, attestiert dem Unternehmen Glück und Geschick.

Hinzu kommt, dass Volkswagen gleichsam mit vollem Tank beschleunigt. An die 20 Milliarden Euro weist der Kontostand aus, ein komfortables Polster für neue Modelle, neue Antriebe und neue Werke. Angesichts der Erfolge, vor allem der Kernmarken VW und AUDI, setzen die Wolfsburger auf Expansion. In China sind mehrere Fabriken geplant. In den USA wird wohl in einem Jahr ein neues Werk fertig sein. Und in Russland werden Kooperationen gesucht. Mit größeren Kapazitäten will Volkswagen bis 2018 mehr als zehn Millionen Fahrzeuge im Jahr produzieren. Das wären drei Millionen mehr als heuer. Dieses enorme Wachstum samt Qualitätssteigerung will gesteuert sein. Für Stefan Bratzel eine hochkomplexe Aufgabe mit Gefahrenpotential.

Fusion mit Porsche

In zwei bis drei Jahren soll Porsche integriert sein - der lange wie heftige Übernahmekampf ist nicht vergessen. Durch die Beteiligung an Suzuki trifft deutsche auf japanische Unternehmenskultur. Außerdem gilt es in der LKW Sparte mit Scania sowie MAN Synergien zu finden und die Marken Seat sowie Bentley aus der Verlustzone zu steuern. Volkswagen Chef Martin Winterkorn muss das Kunststück gelingen, im bald 12 Markenkonzern möglichst viele Gemeinsamkeiten zu generieren, um weiter kostengünstig produzieren zu können. Gleichzeitig dürfen die Modelle der einzelnen Tochterfirmen aber nicht verwechselbar werden.

Keine Abhängigkeit von China

Aufpassen muss Volkswagen auch, so der Automobilexperte Stefan Bratzel, dass sich der Konzern nicht zu sehr vom noch boomenden Markt China abhängig macht, wo derzeit alle deutschen Modelle gefragt sind.

Toyota überholen

Volkswagen selbst blickt betont nüchtern nach vorn, auch wenn es um das Ziel geht den Branchenprimus Toyota zu überholen. In acht Jahren soll es soweit sein. Können die Wolfsburger das momentane Tempo einigermaßen halten werden sie früher an den Japanern vorbeiziehen.

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