Dunkle Wolken über Verhandlungen

A-Tec-Insolvenz: Die Zeit drängt

Das Insolvenz-Verfahren für den heimischen Mischkonzern A-Tec ist in vollem Gang. Von der positiven Stimmung zu Beginn der Gespräche mit den Gläubigerbanken scheint aber wenig übrig.

Mittagsjournal, 02.11.2010

Tochter AE&E fehlen eine Milliarde

Noch geht es bei den Gesprächen vor allem um die Zukunft der Anlagetochter Austrian Environment & Energy, kurz AE & E. Am Fortbestand dieses Unternehmens, das 60 Prozent des letzten Umsatzes ausgemacht hat, hängt das Überleben der A Tec Holding.

AE & E braucht um die 150 Millionen Euro, damit es in den kommenden 12 Monaten weiter produzieren kann. Die Hälfte der Hilfe soll aus frischem Geld, die andere aus Garantien bestehen. Außerdem müssen die Banken sowie Versicherer Kreditlinien freigeben. Die Anlagetochter hat Verbindlichkeiten von etwa einer Milliarde Euro. Mirko Kovats hat angeboten, 25 Prozent plus eine Aktie abzugeben und damit den Gläubigern die Sperrminorität zu ermöglichen. Darüber hinaus soll die Dividende der Montanwerke Brixlegg in der Höhe von 12 Millionen Euro für die Anlagetochter verwendet werden.

Harte Kritik an Kovats

Das Angebot ist den Banken offenbar zu gering. Wie ihr Vorschlag aussieht, das ist allerdings nicht bekannt. Klar scheint, dass sie von Mirko Kovats einen höheren Beitrag verlangen und sie wollen den Abgang des Vorstandsvorsitzenden.

Die Gläubiger verschärfen damit die Gangart gegenüber Mirko Kovats - auch weil sie ein Verdacht nicht los lässt. Aus Kreisen der Deutschen Bank heißt es etwa, die Bilanzen könnten durch zu hohe Bewertungen geschönt worden sein, damit das Institut eine millionenschwere Anleihe zeichnet. Hohe Firmenwerte und schwache Eigenkapitalausstattung ist jedoch eine Kritik, die Anlageschützer schon länger äußern. Auch haben sie immer wieder darauf hingewiesen, dass Kovats es vorgezogen hat, die A Tec primär mithilfe von Fremdkapital wachsen zu lassen.

Großer Klärungsbedarf

Zusätzliche Verstimmung ausgelöst hat die Aussage von Kovats, dass er selbst nicht über liquide Mittel verfüge, um die Anlagetochter und damit die Holding zu retten. Gerne erfolgt der Verweis auf das Buch des Industriellen, in dem er offen schildert, dass er Geschäftsreisen gern im Privatjet absolviert.

Es gibt also reichlich Klärungsbedarf, wenn es jetzt einmal um die Rettung der Anlagetochter AE & E geht. Die 15 Geldinstitute aus dem In- und Ausland hegen den Verdacht, dass Kovats das neue Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung nützen könnte, um sich auf dem Rücken der Gläubiger zu entschulden. 30 Prozent Mindestquote ist ihnen zu wenig. Scheitert das Verfahren, dann könnte der Konzern zerschlagen werden. Eine Filetierung des Konzerns mit anschließender Verwertung der Einzelteile dürfte mehr bringen.

Woche der Entscheidung

Die Zeit drängt, um eine Einigung zu finden. In knapp drei Wochen wird das Consultingunternehmen Deloitte ein Gutachten vorlegen, das sowohl ein Sanierungs- als auch ein Zerschlagungsszenario aufzeigt. Bereits am kommenden Freitag wollen der Sanierungsverwalter und die Gläubigerschützer wenigstens die Grundzüge eines Finanzierungsplans sehen. Trotz Turbulenzen und vertagter Sitzungen gibt sich A Tec zuversichtlich, dass es im Laufe dieser Woche zu einem Abschluss mit Banken und Kreditversicherern kommt.

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