Maulwurf bei Al-Kaida
Paketbombenanschlag verhindert
Die Sache mit den Paketbomben aus dem Jemen hätte schlimm ausgehen können. Dass sie entdeckt wurden, ist einem Tipp des saudischen Geheimdienstes zu verdanken. Der Hintergrund: Es gab einen al-Kaida-Überläufer, den der saudische Geheimdienst wahrscheinlich als Agenten platziert hatte.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 02.11.2010
Karim El-Gawhari
Wie aus Agenten-Krimi
Es ist eine Geschichte, die eigentlich den Stoff für einen Agenten-Krimi oder einen guten Hollywood-Spionage Film hergeben würde. Sie dreht sich um den heute Mitte 30-jährigen Saudi Jabr Al-Fayfi, oder Abu Jaafar Al-Ansari, sein Kampfname in den Reihen Al-Kaidas.
Von US-Truppen 2001 festgenommen
Das war damals 2001 als er an der Seite Ben Ladens in Afghanistan gegen die US-Truppen kämpfte. Beide hatten sich im November-Dezember 2001 vor dem intensiven US-Luftwaffenbombardement in dem Höhlenkomplex von Tora Bora versteckt. Ben Laden entkam den Amerikanern. Al-Fayfi wurde von den US-Truppen in Afghanistan festgenommen und nach Guantanamo gebracht. Dort blieb er bis Anfang 2007 als er von den Amerikanern freigelassen und den saudischen Behörden übergeben wurde.
In Saudi Arabien durchlief er ein Rehabilitationsprogramm für Guantanamo-Rückkehrer und wurde anschließend freigelassen. Bald darauf floh er in Richtung Jemen zu seinen ehemaligen Kampfgenossen. Damals wurde seine Flucht in den Medien als eine große Peinlichkeit für den saudischen Sicherheitsapparat diskutiert, und als ein Beweis, dass das saudische Rehabilitationsprogramm nicht funktioniert.
Saudiarabiens Problem mit dem Jemen
Niemand ahnte damals, dass die Saudis damit einen Agenten in die Reihen Al-Kaidas auf der Arabischen Halbinsel im Einsatz hatten.
Für die Saudis war es ein nämlich großes Problem, dass sich viele der saudischen Al-Kaida-Kader in den Jemen abgesetzt hatten - auf der Flucht vor den immer effektiver agierenden saudischen Sicherheitsapparat. Im Jemen schlossen sich die saudischen Kader mit ihren jemenitischen Kampfgenossen zu „Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel“ zusammen. Das unübersichtliche jemenitische Hinterland liegt nicht nur außerhalb der Kontrolle der jemenitischen Zentralregierung in Sanaa. Es lag auch außerhalb des Radarschirms der saudischen Sicherheitsbehörden.
Spion jetzt enttarnt
Bis letzten September als Al-Fayfi schließlich die saudischen Behörden kontaktierte mit der Bitte, wieder zurückzukommen und sich wie es offiziell heisst, „selbst zu stellen“. Laut der arabischen Tageszeitung Al-Hayat wurde er mit einer saudischen Privatmaschine in Sanaa abgeholt. Anschließend hat er dem saudischen Geheimdienst offensichtlich Bericht erstattet und jene wertvollen Informationen geliefert, die jetzt zur Vereitlung der Anschläge mit den jemenitischen Paketbomben geführt hatten.
Das einzige Problem: Der Saudische Geheimdienst hat jetzt ein wichtiges Guthaben verloren: einen Agenten-Maulwurf“ in den Reihen Al-Kaidas.