Zu klein, um gekürzt zu werden

Das Kunst- und Kulturbudget

Geplante Kürzungen der Staatsausgaben - wie bei der Familienbeihilfe - schlagen hohe Wellen. Nur ein Bereich wird in den Diskussionen kaum je erwähnt: Das Kunst- und Kulturbudget. Die Sensation sind hier nicht Kürzungen - eher schon, dass nicht gekürzt wird.

Kultur aktuell, 04.11.2010

Eingefroren, aber nicht gekürzt

Keine Kürzungen beim Kunst- und Kulturbudget, aber auch keine Valorisierung: das bedeutet real einen leichten Rückgang, nämlich um die Inflationsrate. Trotzdem gehört damit Claudia Schmied als Kulturministerin zu den Gewinnerinnen bei den Budgetverhandlungen. Als Unterrichtsministerin muss Schmied immerhin 400 Millionen Euro einsparen.

Warum kommt der Kultursektor mit einem blauen Auge davon? Weil dort fürs Gesamtbudget vergleichsweise wenig zu holen wäre. Gut 430 Millionen Euro leistet der Bund derzeit an Kulturausgaben - das klingt nach viel. Und doch sind es nur rund 0.6 Prozent des gesamten Bundesbudgets, erklärt Claudia Schmied.

Prekäre Einkommenssituation von Künstlern

"Wir müssen hier ja auch mit berücksichtigen, dass gerade die Künstler und Künstlerinnen ganz oft auch in sozial sehr prekären Verhältnissen leben, ich hab ja zu diesem Thema auch eine Studie zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Auftrag gegeben, die Ergebnisse haben wir auch breit im Parlament diskutiert, und es ist einfach nicht angemessen, gerade in diesem Bereich jetzt zu sparen", so Schmied.

Aber: Keine Valorisierung heißt trotzdem leichte Rückgänge. So wird auch die Basisabgeltung für die Bundesmuseen und Bundestheater nicht inflationsangepasst. Die Museumschefs werden sich dieses Jahr nicht oder noch nicht wehren, sagt sinngemäß Sabine Haag, die Direktorin des Kunsthistorischen Museums.

Museumschefs nehmen Nicht-Valorisierung hin

"Ich denke wir werden als Bundesmuseen-Direktorenkonferenz die Entscheidung zur Kenntnis nehmen, aber sicherlich bei den nächsten Budgetverhandlungen wieder mit der Forderung einer Valorisierung an die Ministerin herantreten", betont Haag.

Und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder: "Also man muss offen sagen: In der derzeitigen Budgetsituation muss jeder Beteiligte es als Erfolg verbuchen, wenn die Budgets nicht gekürzt werden."

Bundestheater-Direktoren protestieren

Von den Bundestheater-Direktoren wird hingegen ein Schreiben an die Ministerin gehen - weil man fürchtet, dass das Kulturbudget auch für 2012 eingefroren bleibt.

Die, die unter der Nicht-Valorisierung am meisten leiden, sind kleinere Institutionen und die Freie Kunst- und Kulturszene; für sie fällt ohnehin weniger als ein Viertel des Kulturbudgets ab - das, was neben den großen Posten wie Bundestheater, Bundesmuseen, Denkmalschutz übrigbleibt. Dieses krasse Ungleichgewicht in der Kulturförderung wirkt sich in Sparzeiten doppelt gravierend aus.

Leidtragende: Die Freien

Da gehen selbst geringe Einbußen an die Substanz, erklärt Juliane Alton vom Vorstand der IG Kultur Österreich: "Das heißt, es werden sicherlich noch einmal Leute die Branche verlassen. Das heißt es ganz sicher."

Kleines Trostpflaster von der Ministerin: Mit Mitteln aus dem Unterrichtsressort sollen die Kulturbudgets der Schulen angehoben werden. Das bedeutet zusätzliche Verdienstmöglichkeiten für Künstler, die zum Beispiel mit Schülern Projekte erarbeiten.

Überhaupt soll der Bereich Kunstvermittlung nicht leiden. Denn es ist Claudia Schmieds erklärtes Ziel, "Kultur möglichst breit in der Gesellschaft zu verankern, und es darf einfach nicht mehr passieren, dass, wenn eine Boulevardzeitung eine Umfrage macht, wo gespart werden soll, 70 Prozent der Menschen sagen, bei Kunst und Kultur. Da muss ich sagen, da haben wir noch viel aufzuholen, damit wirklich alle Menschen wertschätzend gegenüber der Kunst sind".