Gewerkschaft will Verbesserungen
Mehr Rechte für Leiharbeiter
Leiharbeiter sind oft Mitarbeiter zweiter Klasse, kritisiert die Gewerkschaft. Und sie setzt sich jetzt dafür ein, dass Leiharbeiter besser gestellt werden. Heute Donnerstag findet dazu eine Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern statt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 04.11.2010
"Hire and fire"
Die Zahl der Leiharbeiter ist in den letzten Monaten stark gestiegen - Ende September waren es schon fast 85.000. Anfang des Jahres waren es deutlich weniger, etwas über 50.000. Leiharbeiter werden jetzt in der Zeit nach der Krise gerne von den Arbeitgebern angeheuert, weil man sie im Zweifelsfall auch schnell wieder loswerden kann.
Verbesserung durch EU-Richtlinie
Dass sie nicht zum Stammpersonal gehören, hat für diese Mitarbeiter aber oft Nachteile, kritisiert die Gewerkschaft. Sie müssten zum Beispiel immer wieder sehr gefährliche Tätigkeiten durchführen, ohne die notwendigen Schulungen zu bekommen. Jetzt könnte eine EU-Richtlinie Verbesserungen bringen, die jetzt in Österreich umgesetzt wird.
Gleiche Sozialleistungen
In Zukunft sollen Leiharbeiter auch Zugang zu den Sozialleistungen in den Betrieben bekommen, wie zum Beispiel der Kantine, der Pensionskasse, oder dem Betriebskindergarten, sagt René Schindler von der Produktions-Gewerkschaft Pro-Ge. Denn das sei derzeit nicht immer der Fall. So hätten die "Überlassenen" Arbeitskräfte oft Zugang zu einer Kantine, aber schon eher nicht zu einem Betriebskindergarten und schon gar nicht zu einer Pensionskasse.
Gleiche Gehälter
Auch bei den Gehältern will die Gewerkschaft erreichen, dass die Leiharbeiter überall dem Stammpersonal gleichgestellt werden. Derzeit ist es so, dass Leiharbeiter die Kollektiv-Vertrags-Löhne bekommen müssen. Oft gibt es aber in den Unternehmen Betriebsvereinbarungen, die dem Stammpersonal deutlich bessere Gehälter sichern. Die Leiharbeiter bekommen diese besseren Gehälter in manchen Branchen durch Pauschalen ebenfalls aufgezahlt, aber eben nicht in allen, sagt René Schindler.
Jede(r) Zweite würde profitieren
Der Gewerkschafter schätzt, dass etwa 40 bis 50 Prozent aller Leiharbeiter von einer Umsetzung der EU-Richtlinie profitieren würden, vor allem in den industrienahen Dienstleistungen und die angestellten "Überlassenen", die zurzeit gar keinen Zuschlag bekämen.
Kammer ist skeptisch
Bei den Leiharbeiter-Firmen selbst ist man in diesem Punkt völlig anderer Meinung. Die EU-Richtlinie sei in Österreich im großen und ganzen schon umgesetzt. Denn selbst in jenen Branchen, in denen die Leiharbeiter die Betriebsvereinbarung nicht ausgeglichen bekommen, sei die Bezahlung der Leiharbeiter dank anderer Regelungen gut, sagt Gerhard Flenreiss - er ist in der Wirtschaftskammer für die Leiharbeiter-Firmen zuständig. Er befürchtet lediglich einen wesentlich höheren Administrationsaufwand und Rechtsunsicherheit.
Zeit bis Ende 2011
Beim Thema Gehälter für Leiharbeiter sieht es also nicht nach einer schnellen Einigung zwischen den Sozialpartnern aus. Aber man hat ja auch noch ein bisschen Zeit: Die EU-Richtlinie muss bis Ende nächsten Jahres umgesetzt sein.