Einsichten zum Tabuthema Tod
Rest in Peace
Tod, Leichen und Verwesung: Was in unserer Gesellschaft als Tabuthema betrachtet und meist weggesperrt wird, holt jetzt eine Kinodokumentation ans Licht. Der Film "Rest in Peace", der am Freitag, 12. November 2010 in unseren Kinos startet, blickt hinter die Türen von Prosektur und Bestattungsunternehmen und beobachtet darüber hinaus wie andere Kulturen mit dem Thema Tod umgehen.
8. April 2017, 21:58
Ein Film, der höchst seltene und überraschende Ansichten und Einsichten bietet.
Synchron, 11.11.2010
Andrea Morgenthaler im Interview
Leichen schminken
Was sind das für Menschen, die dem Tod Tag für Tag ganz unverwandt ins Gesicht blicken, die Leichen Knochen entnehmen, schminken oder sie auf Maden untersuchen? Der Dokumentarfilm "Rest in Peace" schaut ihnen bei der Arbeit über die Schulter, etwa einem Bestatter im New Yorker Harlem, der mit langer Spritze, darin eine Art Botox für Tote, seinen Leichen ein jugendliches Aussehen verleiht. Er hat den Tod aus dem Weg geräumt, meint er, weil der Anblick, den er schafft, den Angehörigen ewig in Erinnerung bleiben wird.
Der deutsche Kriminalbiologe Mark Benecke ist Spezialist für forensische Entomologie. Er durchsucht Leichen auf Maden und Larven und kann so Zeit und Umstände ihres Todes bestimmen.
Mittagsjournal, 11.11.2010
Interviews rund um die Welt
Regisseurin Andrea Morgenthaler hat ihre Interviewpartner rund um die Welt gefunden. Unter den Leichenverbrennern Nepals, beim mexikanischen Tag der Toten und auf einer schwedischen Insel, wo daran gearbeitet wird, Leichen rückstandlos zu kompostieren.
Dabei ist sie auf eine Gemeinsamkeit gestoßen: "Alle, die wir jetzt im Film drin haben, und auch denen ich sonst begegnet bin und die mit Toten zu tun haben, sind sehr ausgeglichene, eher fröhliche Menschen. Vielleicht gerade, weil sie jeden Tag damit zu tun haben, kommen sie besser mit dem Leben zurecht. Das war für mich sehr auffallend."
Richtige Bilder für schwieriges Thema
"Rest in Peace" findet für das schwierige Thema die richtigen Bilder. Die Kamera ist nicht Voyeuristin, sondern respektvolle Beobachterin. Dennoch wollte Regisseurin Andrea Morgenthaler keine Kompromisse eingehen. Die Kamera ist also dabei, wenn Skalpellklingen durch Haut und Fettgewebe dringen, oder wenn Netzhäute und Knochen ausgelöst werden.
"Wenn der Körper aufgeschnitten wird, das ist schon heftig", räumt Morgenthaler ein. "Ich selber war hin und her gerissen zwischen der Faszination, einen offenen Körper zu sehen und dem Schrecken. Wobei das eigentlich Unangenehme der Geruch ist."
Befreiendes Kinoerlebnis
Der Geruch bleibt dem Zuschauer zwar erspart, sonst dafür aber wenig. Dennoch ist "Rest in Peace" weit davon entfernt, Niedergeschlagenheit oder Verzweiflung zu verbreiten. Ganz im Gegenteil ist dieser filmische Blick unter das Leichentuch nicht nur spannend, sondern wirkt auch befreiend und das ist bei so einem verdrängten Thema wohl kein geringes Verdienst.
Service
Rest in Peace
YouTube - Trailer "Rest in Peace"