Senioren sind viel lauter

Gehen Jugendanliegen unter?

Der Protest gegen den Sparkurs der Regierung ist laut, und er kommt aus verschiedenen Richtungen: von Pensionisten, Religionsgemeinschaften, Familienverbänden, Banken. Wenig hört man dagegen von Jugendorganisationen - wenn man von den Studenten absieht. Seniorenvertreter setzen die Regierung unter Druck. Warum schaffen das Jugendliche nicht?

Mittagsjournal, 12.11.2010

Wahltaktik?

Die Seniorenvertreter sind lauter und erfolgreicher. Das müssen alle Parteijugendvertreter zugeben. Für Sebastian Kurz von der Jungen ÖVP ist die Erklärung ganz einfach: "Die Pensionisten sind zur wahlentscheidenden Gruppe geworden, während die jungen Menschen eine vergleichbar kleine Gruppe der Wähler ausmachen. Mein Eindruck ist, dass gerade Bundeskanzler Faymann sehr stark auf die Pensionisten schielt, aber auf die jungen Menschen oft vergessen wird."

Nicht Neid schüren

Diesen Eindruck teilt man in der Jungen Generation der SPÖ gar nicht. Vorsitzende Tina Tauss hält nichts davon, Junge und Alte gegeneinander auszuspielen. So ein Generationenkonflikt würde in die ÖVP-Strategie passen, "Neid zu schüren und verschiedene Gruppen zu separieren".

Egal ob SPÖ oder ÖVP, in beiden Parteien hätten die Jugendorganisationen gegen die Senioren-Vertreter keine Chance, meint der freiheitliche Jugend-Vertreter Christian Höbart: Blecha und Khol hätten starken Einfluss in den eigenen Organisationen und könnten Dinge durchsetzen, von denen Jugendliche nur träumen könnten.

Heterogenere Interessen

Bei diesem Versuch, Dinge durchzusetzen, haben Jugendliche einen entscheidenden Nachteil, meint die Grüne Jugend-Sprecherin Tanja Windbüchler. Jugendlichen hätten es anders als Senioren viel schwerer, als einheitliche Gruppe aufzutreten. Die Punkte die Jugendliche betreffen, seien "viel heterogener" als die der Pensionisten.

Stefan Markovitz, Jugendsprecher des BZÖ, sieht trotzdem die einzige Chance für die Jugend darin, gemeinsam vorzugehen. Denn die Jugendlichen hätten eben nicht so eine starke Lobby wie die Pensionistenverbände.

Durchsetzen in den eigenen Reihen

Geschlossenes Auftreten ist aber nicht so einfach. Dem steht der Streit der Parteien untereinander im Weg. Jugendorganisationen versuchen eher, sich in ihren eigenen Parteien durchzusetzen. Tina Tauss von der Jungen Generation der SPÖ sieht darin bessere Chancen, am Sparkurs noch etwas zu ändern. Gespräche mit der Parteispitze habe es schon gegeben und dabei spreche man über alternative Pläne.

Und auch Sebastian Kurz von der Jungen ÖVP versucht es parteiintern, muss aber zugeben, "dass wir uns von er Regierung alles andere als verstanden fühlen":

Bundesvertretung isoliert

Auch der gesetzlichen Jugendvertretung, in der politische und nichtpolitische Organisationen zusammenarbeiten sollen, geht es da nicht besser, meint Tanja Windbüchler von den Grünen. Mit dieser Bundesjugendvertretung werde vor der Gesetzwerdung kein Gespräch geführt.

Direkter Draht

FPÖ-Jugendvertreter Christian Höbart setzt deshalb auf eine Strategie, die sich für die Freiheitlichen in den vergangenen Jahren schon als erfolgreich erwiesen hat. Man suche den direkten Draht zu den Jugendlichen "an der Front".

Zusammenarbeit wirkt

Stefan Markowitz vom BZÖ meint dagegen, die Zusammenarbeit der Jugendorganisationen funktioniere gar nicht so schlecht und habe auch schon Wirkung gezeigt. Es sei schon ein gewisser Druck in der Öffentlichkeit entstanden. "Sonst hätte es sich die Bundesregierung gar nicht überlegt, dass sie jetzt wieder zurückrudern." Ob die Regierung etwa bei der Kürzung der Familienbeihilfe nachgeben wird, da sind die Jugendvertreter aber wenig zuversichtlich.