Parteitagsauftritt von zu Guttenberg

CDU beschließt Wehrpflicht-Pause

Die deutsche Regierungspartei CDU hat auf ihrem Parteitag in Karlsruhe auch einem heiß diskutierten Projekt zugestimmt. Die Wehrpflicht soll in Deutschland ausgesetzt werden. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, möglicher zukünftiger Rivale vom Angela Merkel um den Kanzlerposten, hatte einen vielbeachteten Gastauftritt.

Morgenjournal, 16.11.2010

Rosen für den Minister

Als frisch wiedergewählte Parteichefin mit respektablen 90,4 Prozent der der Delegiertenstimmen hinter sich kann Angela Merkel zufrieden sein mit ihrem parteiinternen Rückhalt. Sie mit in einer langen und kämpferischen Rede die Partei hinter sich geschart, und sie hat es geschafft, dass der seit längerem brodelnde Unmut über sie auf diesem Parteitag kaum zur Sprache kam. Und so konnte sie es sich auch leisten, einem, der als ihr möglicher zukünftiger Rivale gehandelt wird, Rosen zu streuen, ihrem Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CDU-Schwesterpartei in Bayern, der CSU. Und weil sich die Sicherheitslage verändert habe, könne das auch nicht ohne Folgen für die Struktur der Bundeswehr bleiben.

Wehrpflicht nicht mehr zeitgemäß

Als Gastredner soll zu Guttenberg hier für ein heikles Projekt werben. Die Wehrpflicht soll in Deutschland zwar nicht abgeschafft, aber "ausgesetzt" werden, wie es heißt. Aber in der Praxis bedeutet das nun einmal, dass demnächst keine jungen Männer mehr eingezogen werden. Schon jetzt seien es nur wenige gewesen, meint der Minister. Wehrpflicht und Zivildienst, wie sie heute gestaltet seien, verleite junge Menschen eher zum "Drückebergertum". Und zu Guttenberg spricht auch heiße Themen an wie jenes, ob die Bundeswehr im Sinne deutscher Wirtschaftsinteressen handeln dürfe. Für die Grünen, die Kritik dran üben, hat der Minister nur Spott übrig.

Kanzlerkandidat in Reserve

Hat sich jetzt hier mit Karl-Theodor zu Guttenberg einer präsentiert, der Angela Merkel einmal auf dem Kanzlersessel beerben könnte? Von uns befragte CDU-Delegierte wollen das nicht ausschließen. Sie sehen in ihm den "shooting star" der Union, sind aber mit der amtierenden Partei- und Regierungschefin voll zufrieden. Und so kann Kanzlerin Angel Merkel vorerst beruhigt sein. Aber einen möglichen Kanzlerkandidaten sozusagen in Reserve zu haben, und sei er von der bayerischen Schwester, das scheint CDU-intern nicht für Unbehagen, sondern eher für Beruhigung zu sorgen.