Chronist seiner Zeit im KunstHausWien

Fotografien von René Burri

Im KunstHausWien wird am Mittwoch, 17. November 2010 eine große Retrospektive von René Burri eröffnet. Der 1933 in Zürich geborene Burri ist einer der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit. Einige seiner Porträts von großen Persönlichkeiten wie Picasso und Che Guevara sind zu Ikonen der Fotografie geworden.

Mittagsjournal, 17.11.2010

René Burri bewegt sich in unterschiedlichen Gebieten: Es gibt den Fotojournalisten, den Porträtisten und den Fotokünstler. "Schon früh habe ich gemerkt: Es hat mehrere Burris in mir. Und jeder ist zu einer bestimmten Zeit zum Zug gekommen", so Burri.

Vom Atelier in die weite Welt

Insgesamt ist er sicher ein wichtiger Chronist seiner Zeit. Nach einer Ausbildung an der Zürcher Kunstgewerbeschule drängte es ihn von den Stillleben der Ateliers hinaus in die weite Welt. So kam er auch mit der legendären Agentur Magnum in Kontakt, wo man ihn auch sogleich auf eine Reportage zur Suez-Krise schickte.

Er sei wie ein Baby ins Wasser geworfen worden, so Burri, ganz nach dem Motto: Schwimm oder geh unter. "So fing meine zweite Karriere als Journalist an. Das hörte fast nicht mehr auf."

Magnum als harte Schule

Die Arbeit für Magnum war jedenfalls eine harte Schule, die viel Flexibilität verlangte: "Man wurde losgeschickt, um dies und jenes zu machen und man kam an und es war ganz anders. Aus diesem sich leiten zu lassen, das war die große Überraschung. Capa hat ja mal gesagt: Wenn du nicht nah genug bist, ist das Bild nicht gut. Aber das hat nicht nur mit der Distance zu tun, sondern auch mit einer Einstellung."

Auch auf Kriegsschauplätze wie Korea und Vietnam wurde René Burri geschickt, die Bilder, die er mitbrachte, waren aber eine Art Kontrapunkt zu den bekannten Schockbildern mit den Gräueln des Krieges. Er entwickelte eine eigene Ästhetik: "Ich suchte nicht Bilder einer Aktualität, sondern Umsetzungen, um diese Dinge zu zeigen. Wenn es wirklich gefährlich war, gab es nichts zu fotografieren. Was viel interessanter war, war das Vorher oder das Nachher."

Picasso intim

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung im KunstHausWien sind Porträts, Bilder von Persönlichkeiten wie Che Guevara - ein Bild, das zur Ikone wurde und nun auf dem Ausstellungsplakat zu sehen ist. Dazu erlebt man etwa Picasso intim - bei Clownereien im Atelier, beim Stierkampf und beim Essen mit Freunden. "Man dachte: Ist der Burri so prominentengeil? Aber ich war einfach an diesen Leuten interessiert, ich wollte die persönlich kennen lernen und sehen, wie die funktionierten", so der Fotograf.

Über 350.000 Bilder befinden sich in René Burris Archiv. Da übersieht man leicht etwas. So galt eine Serie mit Aufnahmen vom großen Blackout in New York im November 1965 als verschollen, 2003 wurden sie wiederentdeckt, wurden erstmals voriges Jahr in Arles präsentiert und sind in der Schau im Kunsthaus zu sehen.

"Wir gingen auf die Straße und New York war völlig im Dunkeln. Es war die schlimmste Nacht von New York, mit Mördern... Es wurde die magischste Nacht, die ich je in New York erlebt habe", erinnert sich der Künstler.

Prägende Erfahrungen

Burri zu seiner Tätigkeit als Fotograf: "Reich ist man nicht geworden, aber reich an Erfahrung."

Zur Ausstellung sind auch zwei Fotobände von Hans-Michael Koetzle, der die Schau mit Andreas Hirsch kuratiert hat, erschienen.

Service

"René Burri - Fotografien", 18. November 2010 bis 20. Februar 2011, KunstHausWien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (25 Prozent).

Kunsthaus Wien