Grazer Literaturzeitschrift feiert Geburtstag

Die "manuskripte" sind 50

Die Grazer Literaturzeitschrift und ihr Herausgeber Alfred Kolleritsch sind so etwas wie eine Institution im heimischen Literaturbetrieb - eine Startbasis für zahlreiche Größen der heimischen Literatur, wie etwa auch für die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.

Mittagsjournal, 27.11.2010

"Wozu bis nach Aachen streifen, sieh, der Fredi ist doch da," sagte Elfriede Jelinek, "für Fredi", zum 50. Geburtstag von Alfred Kolleritsch 1981. Jetzt feiert der Grazer Dichter wieder sein 50. Jahr – diesmal als Herausgeber seiner Zeitschrift, der "manuskripte".

"Ich stelle mir meine Herausgeberschaft immer vor wie der Trainer einer guten Fußballmannschaft, der sich entscheiden muss, wen er aufstellt pro Heft", sagt Alfred Kolleritsch.

Erste Ausgabe mit 15 Seiten

Es war im November 1960: Zur Eröffnung des Forum Stadtpark in Graz ist das erste Heft erschienen, genauer gesagt: 15 hektographierte Seiten mit Lyrik.

"Wir wollten uns nur dem Eröffnungspublikum vorstellen, darauf aufmerksam machen, dass in diesem Haus auch junge Dichter aus und eingehen werden", erinnert sich Kolleritsch, "und da haben wir schnell am Abend vorher Gedichte zusammengetragen, hektographiert und verschenkt".

Wohin die Reise gehen sollte, das markierte bereits die Nummer 2: Mit Texten von Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Konrad Bayer und Gerhard Rühm positionierten sich die "manuskripte" als Bühne für eine Literatur der Avantgarde und als Anziehungspunkt für Debütanten wie Peter Handke, Wolfgang Bauer, Gerhard Roth, Barbara Frischmuth, Gert Jonke und Elfriede Jelinek.

Gegen die Tradition

Im Graz der 1960er Jahre hatte die junge Literatur ihr Forum gefunden - im Kampf gegen die Tradition und begleitet von Skandalen. Etwa nach der Publikation von Oswald Wieners Roman "die verbessserung von mitteleuropa" ab 1966 in Fortsetzungen.

"Dann hat es in Graz von der faschistischen Seite fürchterliche Polemik gegeben", erzählt Kolleritsch, "ob wir die Literatur und den guten deutschen Geist zerstören. Die haben uns dann einen Pornografie-Prozess anhängen wollen. (...) Es hat uns gestärkt und der Zeitschrift ein Profil gegeben."

Heute sind die wilden Zeiten vorbei, Literaturskandale gibt es keine mehr, sagt Alfred Kolleritsch, und: Man könnte es fast bedauern. "Die Krypto-Nazis beschränken sich jetzt auf Ausländerfeindlichkeit und die Literatur ist ihnen anscheinend wurscht."

"Irgendwann wird das Ende sein..."

Mit den "manuskripten" jedenfalls wird er weitermachen, sagt Alfred Kolleritsch, auch nach seinem 80. Geburtstag, den er im kommenden Februar feiern wird: "Ich lass mir die Freude zur Literatur nicht durch die eigene Resignation, die natürlich auch manchmal da ist, nehmen. Es geht weiter. Und dann wird man sehen. Irgendwann wird das Ende sein und sobald von meinem Tod berichtet wird... Man wird sehen."

Nächste Woche jedenfalls wird gefeiert - mit einer "manuskripte"-Jubiläumsnummer, die am 3. Dezember 2010 im Literaturhaus Graz präsentiert wird. Dazu gibt es dort eine Ausstellung "Peter Handke und die 'manuskripte'" und tags darauf, am 4. Dezember, steigt die große 50-Jahre-manuskripte-Party im Grazer Schauspielhaus. An die 150 Autorinnen und Autoren haben sich angesagt.

Textfassung: Ruth Halle

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