Teufelskreis durchbrechen
Euro-Schirm: Klare Entscheidungen gefordert
Die Sorge um hochverschuldete Euro-Länder nimmt kein Ende: das Irland-Hilfspaket hat die Investoren nur mäßig beruhig. Portugal und Spanien gelten als nächste Kandidaten für Hilfe aus dem Euro-Schutzschirm, und über weitere Länder in Not wird spekuliert. Der Teufelskreis kann nur mit klaren und gemeinsamen Entscheidungen in der Eurozone gestoppt werden, sagen Experten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 01.12.2010
Portugal als nächstes
Welches Euro-Land muss als nächstes unter den Schutzschirm flüchten? Diese Frage stellen sich die Anleger und viele tippen auf Portugal, denn die Rating-Agentur Standard and Poor's droht schon damit, die Kreditwürdigkeit Portugals herabzustufen, sollte es die Regierung in Lissabon nicht schaffen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
EU-Hilfe lehnt Portugal noch ab, doch die Risikoaufschläge für portugiesische Staatsanleihen werden immer höher und die Investoren sind verunsichert. Der Grund für diesen Teufelskreis sind Erwartungen, die sich selbst erfüllen, sagt Robert Senz, Anleihechef von Raiffeisen Capital Management: immer mehr Euro-Staaten werden jetzt geprüft, ob sie die aufgenommenen Schulden auch zurückzahlen können.
EZB sollte Staatsanleihen kaufen
Diesen Teufelskreis könnte die Europäische Zentralbank durchbrechen, indem sie Staatsanleihen von hochverschuldeten Staat aufkauft, sagt Anleihen-Experte Senz, außerdem sollte sie klare Regeln festlegen: es sollten nicht zu unterschiedliche Meinungen geäußert werden. Mit einer Stimme zu sprechen wäre effizienter und würde die Märkte beruhigen.
Klare Regeln fehlen
Eine Regel könnte sein, dass die Banken künftig an den Verlusten mitzahlen müssen, sagt Friedrich Schneider, Wirtschaftsprofessor an der Johannes Keppler Universität in Linz: wenn die Banken wüssten, dass sie ein Drittel der Verluste selbst zahlen müssen und den Rest der Staat, dann könnten die Banken auch entsprechende Rückstellungen machen. Und das würde auch die Märkte beruhigen. Irland habe zu lang gezögert, Hilfsgeld zu nehmen, sagt Wirtschaftsprofessor Schneider, das hätte die Krise noch angeheizt.
Schutzschirm bald ausgereizt
Und eines steht für Schneider fest: es können nicht alle Schuldenländer gerettet werden: es gebe noch Geld für Portugal, aber nicht mehr für Spanien. Dann müssten die anderen Länder aufstocken, das würden sie aber politisch nicht durchstehen, wie z.B. in Deutschland und Österreich. Das wäre dann allerdings die reale Gefahr des Auseinanderbrechens des Euro-Landes, so Schneider.
Daher sollten die EU festlegen, dass sich die Banken schon an der nächsten Hilfsaktion, vermutlich für Portugal beteiligen müssen, rät Wirtschaftsprofessor Schneider. Diese Entscheidung würde die Finanzmärkte beruhigen.
Portugal und Spanien handeln
Portugal hat heute 500 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, die Nachfrage nach der einjährigen Staatsanleihe war groß, denn den Anleger winken mehr als 5 Prozent Zinsen. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass Portugal als nächstes Land unter den Euro-Schutzschirm schlüpfen muss.
Spanien kämpft unterdessen mit einem Anti-Krisen-Paket gegen die Schulden: die Flughäfen in Madrid und Barcelona und die staatliche Lotterie-Gesellschaft werden teilprivatisiert und für kleine und mittlere Unternehmen winken Steuererleichterungen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Eine Sonderhilfe für Langzeit-Arbeitslose wird nur noch bis Februar bezahlt.
Die EU-Kommission begrüßt diese Maßnahmen, sie würden das Vertrauen der Märkte in die Staatsfinanzen Spaniens zurückbringen.