Aber Warnung vor früher Euphorie
Irland-Hilfe: Finanzmärkte reagieren positiv
Das Rettungspaket für Irland ist an den Finanzmärkten positiv aufgenommen worden. 85 Milliarden Euro schwer ist das Paket, das die EU-Finanzminister in Brüssel beschlossen haben. Die Kurse an den europäischen Börsen sind leicht gestiegen - vor allem Bank-Aktien sind deutlich im Plus. Analysten gehen allerdings davon aus, dass die Entspannung an den Finanzmärkten nicht lange anhält.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.11.2010
Als nächstes Portugal und Spanien?
Das Rettungspaket für Irland ist geschnürt - doch damit ist die Schuldenkrise in der Eurozone noch nicht gelöst. Die Entspannung an den Finanzmärkten wird daher nur von kurzer Dauer sein, sagt Cornelius Purps, Analyst bei der UniCredit in München: die Probleme in anderen Staaten würden bleiben.
Diese Herausforderungen heißen Portugal und danach Spanien. Im Fall Portugal rechnet der Analyst der UniCredit damit, dass schon in den nächsten Wochen Gespräche über ein Rettungspaket beginnen: bei Portugal müsste man noch vor Weihnachten Gespräche führen, um grundsätzlich zu klären, ob ein Rettungsschirm notwendig ist. Denn Portugal bekomme schon jetzt Geld nur mit extrem hohen Zinsen.
Auch Private zur Kasse gebeten
Die Rechnung für zukünftige Rettungsaktionen sollen in Zukunft nicht nur die Steuerzahler, sondern auch private Investoren zahlen. Auch darauf haben sich die EU-Finanzminister gestern geeinigt. Zwar nicht automatisch, wie das die deutsche Kanzlerin Merkel verlangt hat, sondern das wird von Fall zu Fall entschieden. Aber es wird immerhin die Möglichkeit geschaffen, dass private Gläubiger, in den meisten Fällen Banken, einen Teil der Last tragen müssen.
Dass es hier keine automatische Beteiligung der privaten Gläubiger gibt, sieht Peter Brezinschek von der Raiffeisen-Zentral-Bank positiv. Allerdings bleibe eine gewisse Unsicherheit für die Investoren bestehen, vor allem, was die Staatsanleihen mit langen Laufzeiten angeht.
Höhere Zinsen nötig
Cornelius Purps von der UniCredit sieht die neue Regelung dennoch positiv - immerhin wüssten die privaten Investoren jetzt besser Bescheid, was auf sie zukommen kann. Außerdem sei es international üblich, die privaten Gläubiger im Ernstfall mitzahlen zu lassen. Langfristig heißt das aber auch, dass Euro-Staaten mehr Zinsen für geborgtes Geld zahlen müssen. Um wie viel mehr steht jetzt noch nicht fest. Das entscheidet sich langfristig über die nächsten fünf bis zehn Jahre.