Vatikanische Museen gehen neue Wege
Restauratoren im Glaskobel
Die Vatikanischen Museen gehören zu den größten Museen der Welt. Auch Verluste durch Kriege, Zerstörungen und Diebstähle haben der Sammelleidenschaft der Päpste nichts anhaben können. Die so entstandenen Sammlungen bringen naturgemäß auch viel Arbeit mit sich. Denn all das Schöne muss ja erhalten werden. Und das am besten gleich vor Ort, von hauseigenen Restauratoren.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 01.12.2010
Zum Museumskomplex gehören auch Restaurierungswerkstätten für Gemälde, Bronze- und Marmorfiguren, Gobelins und alle anderen in den Museen aufbewahrten Kunstwerke. Angeschlossen ist auch ein Labor für wissenschaftliche Untersuchungen. Die Arbeit geht den Restauratoren auch nie aus. Manchmal fehlt jedoch der Platz für bestimmte Objekte und deswegen hat man sich im Falle einiger großer Bernini-Engel etwas Publikumswirksames einfallen lassen.
Engel im transparenten Labor
"Giambattista Bernini ist der Vertreter des Barock. Er war ein großer Architekt, Städteplaner und Bildhauer. Das sehen wir auch anhand dieser wundervollen Engeln hier, die als Modelle für den Kathedra-Altar im Petersdom dienten." Antonio Paoluccis Begeisterung für Bernini ist groß. Nicht zuletzt deswegen hat der Direktor der Vatikanischen Museen sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein transparentes Labor - sprich: eine Werkstatt für Restauratoren aus Glas, aufgestellt mitten im sogenannten Zitella-Hof der Museen.
"Dieses Labor ist wichtig, denn es erlaubt uns Werke größerer Dimensionen zu restaurieren und es gibt gleichzeitig den Besuchern Einblick in die Arbeit der Restauratoren", so Paolucci.
Wertvolle Gussmodelle
Auch aus Platzgründen hatte man die Arbeit an diesen großen Figuren aus den herkömmlichen Werkstätten ausgelagert. Mit dem Nebeneffekt, dass die Besucher den Restauratoren bei der Konservierung tatsächlich über die Schulter schauen können. Was sie jetzt zu sehen bekommen, erklärt uns Chefrestaurateurin Flavia Callori, sind jene Modelle, die den Gießern der Barockzeit als Basis für Bronzeskulpturen dienten. Äußerst kostbare Modelle, da nur ganz wenige der Nachwelt erhalten geblieben sind.
"Die Gießer verwendeten solche Modelle, um die äußeren Abdrücke - also Form und Gegenform - zu schaffen", erklärt Callori. "Zum Schluss warfen sie das Modell meistens weg, denn am Ende stand da ja das Produkt in Bronze. Für den Gießer war diese, sprich: seine Arbeit das Kunstwerk. Für uns hingegen ist das Modell, also das Originalwerk des Künstlers, das eigentliche Kunstwerk und nicht die Arbeit des Gießers."
Fazit: Gianlorenzi Berninis Modelle - so auch der Experte für Kunstgeschichte, Arnold Nesselrath - hat man aus Respekt vor dem großen Meister aufbewahrt. Und wegen ihrer besonders hohen Qualität.
Special für den Kammerjäger
Die letzte Restaurierung liegt bereits einige Jahrzehnte zurück. Für die notwendigen Arbeiten jetzt haben die Experten monatelang nach neuen, besonders schonenden Methoden gesucht.
"Das ist eine sehr heikle Restaurierung", sagt Callori. "Denn wir haben es mit einer Art gemalten Oberfläche zu tun. Darüber hat der Künstler noch einen sehr zarten Anstrich gelegt. Der gibt dem Ganzen auch diesen besonderen Farbton. Die Restauratorin hat daher monatelang nach speziellen Reinigungsmethoden gesucht, die ohne Flüssigkeiten auskommen. Denn sonst saugt der Ton diese wie ein Schwamm auf." Die Oberfläche wird daher mit einer Art Radiergummi und mit feinen trockenen Schwämmchen feinsäuberlich gereinigt.
Das größte Problem für die Konservierung derartiger Modelle stellt jedoch das Entfernen von Parasiten dar. "Wenn wir hier fertig sind, werden die Skulpturen in große, durchsichtige Säcke aus Polyäthylen verpackt und zugeschweißt", so Callori. "Dann wird der Sauerstoff entzogen und Stickstoff hineingeblasen. Diese Prozedur dauert 20 Tage, und damit werden sämtliche Larven und sämtliche Tiere, die sich darin befinden, abgetötet."