Ohne Abkommen keine Ziele
CO2-Handel auf der Kippe?
CO2-Reduktionszielen sind die Grundlage für den Emissionshandel, den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten. Wenn bei der Klimakonferenz in Cancun wieder kein Abkommen zustanden kommt - ist dann der Europäische Emissionshandel ohne neue CO2-Ziele zum Scheitern verurteilt? Experten sind unterschiedlicher Ansicht.
8. April 2017, 21:58
Klimaprojekt an der Kippe
In Europa gibt es den Emissionshandel seit einigen Jahren, er wurde von Experten als wirksamstes Instrument gepriesen, die Industrie zu zwingen, sauberer zu produzieren. Doch dieses größte europäische Klimaprojekt steht an der Kippe. Denn jetzt, da sich abzeichnet, dass es so schnell kein internationales Kyoto-Folgeabkommen zur Verringerung von CO2 geben wird, könnte der europäische CO2-Handel zum Scheitern verurteilt sein, sagt der Friedrich Schneider, Professor für Umwelt und Energiefragen an der Kepler Universität in Linz. Denn handeln könne man mit CO2-Verschmutzungsrechten nur, wenn sie knapp seien. Fixe CO2 Ziele seien also die Basis.
Kein Alleingang mehr?
In Europa gibt den Handel schon, die Idee war aber, das irgendwann auch andere Klimasünder mitziehen, das ist jetzt unwahrscheinlich, sagt Schneider. Und dann könnte es durchaus sein, dass auch das europäische System ad acta gelegt wird, so Schneider.
Wie der Handel funktioniert
Das Prinzip hinter dem CO2 Handel ist, dass Unternehmen fixe CO2-Kontingente zugeteilt werden. Wenn sie mehr verschmutzen als sie dürfen, müssen sie CO2-Zertifikate kaufen, wenn sie weniger verschmutzen, können sie Zertifikate verkaufen und Geld verdienen. Rund die Hälfte der europäischen Unternehmen sind in den Handel schon eingebunden.
Europa hat eigene Ziele
Nicht so pessimistisch für den europäischen Emissionshandel ist der Norweger Stig Schjolset, Analyst beim Institut PointCarbon. Er sagt, Europa habe sich ja bis 2020 eigene CO2-Ziele gesetzt und bis dahin sind auch der Industrie schon Verschmutzungsrechte zugewiesen. Aber auch Schjolset glaubt, dass Europa mit dem CO2 Handel vorerst alleine weiter machen muss.
Wettbewerbsnachteil für Europa
Macht es aber Sinn, dass Europa alleine mit dem CO2-Handel weitermacht? Friedrich Schneider von der Uni Linz meint, dass damit die europäische Industrie einen Wettbewerbsnachteil hätte und damit doppelt bestraft würde. Doppelt bestraft, weil die Industrie durch die CO2-Auflagen höhere Kosten hat und vielleicht auch weniger Geschäft macht. In Zeiten der Wirtschaftskrise sei das ein kostspieliger Nachteil, deshalb müsse der Handel reformiert werden. So sollten die besten europäischen Unternehmen dafür belohnt werden, dass sie keine Verschmutzungszertifikate zeichnen müssen, wenn sie Benchmark-Führer sind.
Noch zu billig
Ungeachtet dieser Probleme, ist europäische Emissionshandel noch gar nicht richtig vom Fleck gekommen. Die Zertifikate für CO2-Verschmutzungsrechte sind zu billig. Denn zuerst wurden der Industrie zu viele Verschmutzungsrechte zugeteilt, noch dazu gratis, dann kam die Wirtschaftskrise und es wurde weniger produziert, auch das drückte den Preis. Momentan kostet ein Zertifikat rund 15 Euro, aber erst ab 30 Euro ist CO2 so teuer, dass Unternehmen umdenken müssen, sagen Experten. Nur wenn sich die Wirtschaft erholt und die Industrieproduktion steigt, könnte dieser Preis erreicht werden. Viele Fragezeichen also für das große europäische Klimaprojekt CO2 Handel.
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