Österreichische Unternehmen hoffen auf Aufträge
Die Profiteure der Fußball-WM
Die WM ist ein finanzielles Spitzenprodukt geworden, die Nachfrage übersteigt um ein vielfaches das Angebot. 2018 wird in Russland um den Goldpokal gekickt, vier Jahre später schickt die FIFA die Mannschaften in die Wüste nach Katar. Davon profitiert nicht nur die Wirtschaft der Gastgeberländer, auch österreichische Unternehmen kommen zum Zug.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.12.2010
Lukrative Übertragungsrechte
Egal welches Land den Zuschlag für eine WM bekommen hat oder bekommen wird, der Gewinner heißt immer Fédération Internationale de Football Association kurz FIFA. Durch Einnahmen aus den Übertragungsrechten für Fernsehen, Radio und Internet generiert der Verein nach Schweizer Recht zwei Drittel seines Umsatzes. Allein für das Turnier in Südafrika im vergangenen Sommer hat die FIFA 1,6 Milliarden Euro an den Fernsehübertragungsrechten verdient. Ein Drittel auf der Habenseite lukriert die Organisation von wenigen exklusiven Großsponsoren sowie aus Lizenzrechten und Merchandising.
"Katar und Russland haben großes Potential"
Die Entscheidungen pro Russland und Katar sind ökonomisch begründet. Die beiden Länder sind für die Vermarktung der Produkte rund um den Fußball Neuland mit großem Potential, analysiert Heinz Palme. Der 52-jährige Steirer war federführend an der Organisation der Weltmeisterschaften in Deutschland sowie Südafrika beteiligt, ebenso an der letzten EM."Große Weltkonzerne sind Teil dieses Unternehmens. Natürlich sind die auch bei TV-Übertragungen in Kombination mit einem entsprechenden Werbenachweis an einer möglichst breiten Streuung interessiert. Diese ist natürlich auch durch die Zeitzonen in die Hauptmärkte gehend ein wesentliches Merkmal", sagt Heinz Palme.
Gastgeberländer investieren Milliarden
Eigenes Geld nimmt die FIFA für die Turniere kaum in die Hand, die Investitionen haben die Veranstalter zu tätigen, die sich wiederum an Auflagen des Verbandes zu halten haben. In Katar spielen die Kosten keine Rolle wenn eine komplette Infrastruktur aus dem heißen Wüstensand gestampft wird. Offiziell will das Land an die 2,2 Milliarden Euro in die dann zwölf überdachten wie gekühlten Stadien stecken. Russland lässt sich die 16 Spielstätten annähernd 2,9 Milliarden Euro kosten. Hinzu kommen gut 40 Milliarden Euro für die Infrastruktur wie Straßen, Flughäfen, Bahnlinien oder Hotels.
Österreichische Unternehmen könnten profitieren
Eine Chance für heimische Unternehmen, so Heinz Palme: "Ich denke, dass die Netzwerke in den arabischen Raum oder nach Russland wesentlich stärker sind, von Österreich aus.“ Österreichische Unternehmen, die im Infrastrukturbau eine wesentliche Rolle spielen, würden davon profitieren. „Russland und Katar sind für die österreichische Wirtschaft ein guter Anknüpfungspunkt.“, sagt Palme.
Neben der Strabag, die sich nach dem Wiedereinstieg des Oligarchen Oleg Deripaska besonders in Russland gute Chancen ausrechnen darf, macht sich die PORR AG große Hoffnungen auf Aufträge. Sie ist seit kurzem über ein Joint Venture im Emirat am Persischen Golf vertreten. Auf konkrete Zahlen will sich Vorstandschef Karl Heinz Strauss nicht festlegen. „Stadien kosten zwischen 100 und 200 Millionen Euro. Ich denke, dass das eher im oberen Bereich sein wird, weil die Stadien von den Ausmaßen sehr groß sein werden.“
Ganze Wirtschaftszweige betroffen
Zu den Großverdienern der Turniere in Russland sowie Katar dürfte auch Siemens zählen, in Katar in punkto Umwelt- und Klimatechnik, in Russland wegen der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecken für die Bahn. Auf hohe Absätze einstellen werden sich einmal mehr die Getränkeproduzenten sowie die Sport- und Fanartikelhersteller. Viele der Produkte, etwa des FIFA Ausrüsters Adidas sowie von Puma, Nike und Co werden in China hergestellt. Ein Haupttreffer sind Fußballturnierzeiten ebenso für die Unterhaltungselektronik und die Sammelbildfirmen.
Geringe Auswirkung auf Konjunktur
Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer vier Wochen dauernden WM sind aber vernachlässigbar, so die breite Mehrheit der Ökonomen, gerade in größeren Staaten wie zuletzt in Deutschland und Südafrika. Impulse für die Konjunktur halten nicht viel länger an als der FIFA Tross samt Mannschaften in einem Land Station macht.