Erstmals gewinnt Soundinstallation

Turner-Preis an Susan Philipsz vergeben

Die 44-jährige schottische Soundkünstlerin Susan Philipsz hat in London die wichtigste britische Kunstauszeichnung erhalten. Zum ersten Mal in der Geschichte des Turner-Preises hat es eine Klanginstallation auf die Nominierungsliste geschafft.

Die Zeremonie in Tate Britain ist von Protesten begleitet worden - nicht gegen den Turner Preis selbst, sondern gegen die von der britischen Regierung geplanten Kürzungen im Kulturbudget und die Erhöhung der Studiengebühren. Susan Philipsz bekundete in ihrer Rede Solidarität mit den Demonstranten.

Kultur aktuell, 07.12.2010

Mehrere Dutzend Kunststudenten veranstalten vor der Eingangshalle von Tate Britain einen Sitzstreik gegen die Kürzungen im Kulturbudget und die Verdreifachung der Studiengebühren, die Preisverleihung bleibt ungestört, wenn auch die Geräuschkulisse wesentlich lauter als gewöhnlich ist. Modedesignerin Miuccia Prada verkündet, an wen der wichtigste Preis für zeitgenössische Kunst in Großbritannien geht.

Philipsz ist die vierte weibliche Preisträgerin und die erste Künstlerin, die mit einer Klanginstallation bei der Jury punktet. Die Klänge vermitteln den Zuhörern nach Ansicht der Jury "ein Gefühl von Verlust, Sehnsucht und der Macht von Erinnerung". Die Schottin nützt ihre Dankesrede dazu, sich mit den Demonstranten zu solidarisieren, Bildung sei ein Recht und kein Privileg, sie unterstütze die Proteste gegen die Kürzungen.

Die Klangkunst-Bewegung gibt es schon seit Jahrzehnten, bisher hat sie unter den Kunstgattungen aber eher ein Schattendasein geführt, der medienwirksame Turner-Preis könnte dies rasch ändern, Susan Philipsz sagt, sie sei überglücklich, Klangkunst sei für sie ein interessantes Medium, das immer mehr Künstler für sich entdeckten.

Der mit knapp 30.000 Euro dotierte Turner Preis hat in den letzten Jahren seine Provokationskraft verloren, für Channel 4 Kulturchef Matthew Cain ist das ein gutes Zeichen: "In den Schlagzeilen der Vergangenheit ist immer wieder die Frage debattiert worden: 'Aber ist es Kunst?' Heute haben wir eine tiefere Diskussion über die Entwicklung Zeitgenössischer Kunst, das ist zu begrüßen."

Für ihn ein Zeichen, dass die breite Öffentlichkeit mehr Bereitschaft zeigt, Kunst in allen Formen zu akzeptieren. Nun wird diskutiert, ob und wie stark der Staat Kunst in wirtschaftlich schweren Zeiten fördern soll.

Service

Tate Britain - Turner Prize
YouTube - Susan Philipsz