Programm "REDD plus" gegen die Abholzung

Wälderschutz ist Klimaschutz

Die Wälder sind ein wichtiger Speicher für das Treibhausgas Kohlendioxid. Jedes Jahr wird aber immer noch eine Waldfläche so groß wie Österreich und die Schweiz zusammen abgeholzt. Dadurch wird 15 bis 17 Prozent des weltweiten Gesamtausstoßes an Kohlendioxid freigesetzt. Ein Programm mit dem Namen "REDD plus" soll das Abholzen reduzieren. Verhandelt wird darüber gerade bei der Klimakonferenz in Cancun.

Mittagsjournal, 10.12.2010

Bauern protestieren

Der Schutz der tropischen Regenwälder ist eines der Themen in Cancun. Durch die Abholzung von Wäldern wird direkt Kohlendioxid freigesetzt. In Cancun demonstrieren die Bauern gegen das geplante Waldschutzprogramm "REDD plus". Johannes Wahlmüller, der Klimasprecher von Global 2000 erklärt die Proteste: "Viele leben in diesen Wäldern. Wenn man beispielsweise einen Kohlenstoffmarkt mit diesen Wäldern errichten will, dann müssten diese Wälder auch jemanden gehören. Das heißt, wenn dieses Besitzrecht von ihnen oder dieses Nutzungsrecht verloren geht, dann wäre das auch ein Einschnitt in ihre Menschenrechte."

Industriestaaten sollen zahlen

Die Enteignung von Bauern ist jedenfalls sicher nicht das Ziel des geplanten Waldschutzprogramms. Die Grundidee ist eine ganz andere: Die Regenwälder zu erhalten bringt derzeit kein Geld. Holzt man sie jedoch ab und schafft stattdessen Plantagen oder Weidegründe, so kann man daran gut verdienen. Es ist also kein Wunder, wenn immer noch jedes Jahr Waldflächen mehr als eineinhalbmal so groß wie Österreich verlorengehen. Will man das verhindern, so muss man Möglichkeiten schaffen, dass sich auch das Erhalten der Wälder wirtschaftlich auszahlt. Das ist der Gedanke auf dem das REDD-Programm beruht: Die Industriestaaten sollen die Entwicklungsländern für den Schutz der Regenwälder bezahlen.

"35 Milliarden für die Wälder“

Der Waldexperte der Umweltschutzorganisation WWF, Gerald Steindlegger, ist überzeugt, dass das Konzept aufgeht: "REDD wird einen wichtigen und einen sehr großen, einen wenn wir es richtig hinbekommen, bisher nie dagewesenen Schub generieren, um diesem Entwaldungsproblem Herr zu werden." Bis zu 35 Milliarden US Dollar müssten die Industriestaaten zahlen, sagt Steindlegger: "Das klingt unvorstellbar viel, aber wenn man bedenkt, dass man damit 15 Prozent aller Treibhausgase dieser Erde reduziert, so ist das eine billige Investition."

Programm soll 2013 starten

Tatsächlich anlaufen soll das Programm 2013. Allerdings nur wenn die internationalen Verhandlungen darüber auch abgeschlossen werden. Eines der Länder, das von dem Programm profitieren würde, ist Nigeria. Tsundi Marahanju, ein Berater der nigerianischen Regierung in Waldschutz-Anglegenheiten: "Nigeria hat 90 Prozent des Regenwaldes verloren. Wir sehen REDD als Chance, zumindest den Rest zu erhalten und wir wünschen uns wirkliche eine Einigung hier in Cancun und nicht weitere Jahre der Verhandlungen. Wir wollen ein Abkommen diese Woche, damit wir mit der Umsetzung beginnen können."

Finanzierung noch unklar

Die Proteste der Bauern sind für den Regierungsberater kein Thema: "Diese Idee, dass private Unternehmen die Wälder aufkaufen und die lokale Bevölkerung vertreiben, ist eine falsche Vorstellung", so Marahanju. Noch ist nicht entschieden ob im Rahmen des REDD-Programms nur Staaten für die Walderhaltung zahlen sollen, oder ob auch Unternehmen Geld für die Walderhaltung bereitstellen dürfen. Sie sollen sich auf diese Weise von Umweltschutzmaßnahmen im eigenen Betrieb freikaufen können. Eigentümer der Wälder, wie die Bauern befürchten, würden die Unternehmen dadurch aber nicht werden.

Vorteile für die lokale Bevölkerung

Natürlich können REDD-Projekte schiefgehen, meint Josep Gary, der für die UNO Regierungen in Afrika zum Thema Waldschutz berät:„Es ist klar, dass die Absicherung der Rechte der lokalen Bevölkerung ganz entscheidend ist, dass das auch überwacht wird und dass es Mechanismen gibt, Fehler sofort zu korrigieren“ Die Grundidee von REDD, meint Gary, sollte eigentlich jeder befürworten können. Jetzt komme es nur darauf an, dass es auch gelingt, die Detailregeln so zu gestalten, dass REDD auch für die lokale Bevölkerung Vorteile bringt.

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