Hooligans außer Kontrolle
Ausschreitungen von Fußballfans in Russland
Mindestens 40 Verletzte, dutzende Verhaftungen und mindestens zwei Tote. Das ist die traurige Bilanz eines Wochenendes voller Ausschreitungen von rechtsextremen Fußballfans in Moskau. Russland bekommt seine Szene von ultranationalistischen Fußballfans nicht unter Kontrolle und das kurz nachdem das Land die Fußballweltmeisterschaft 2018 zugesprochen bekommen hat.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.12.2010
40 Menschen verletzt
Der Manesche-Platz direkt neben dem Kreml war am Samstag der Schwerpunkt von Ausschreitungen von Rechtextremisten und Hooligans. Die rechten Arme sind zum Nazi-Gruß gehoben. Dazwischen sind die Fahnen des Fußballclubs Spartak Moskau zu sehen. Erst als Passanten verprügelt werden, die ihrem Aussehen nach aus dem Kaukasus stammen, beginnt die Polizei einzuschreiten. Die Wut der Menge richtet sich dann gegen die Polizei. Bei der gewaltsamen Auflösung der Demonstration durch die Sondereinheit OMON werden mindestens 40 Menschen verletzt.
Sicherheitskräfte überrascht
"Das ist die Geburt einer Nation, einer Nation die begonnen hat ihre Interessen zu schützen, weil ihr Überleben bedroht ist. Einen von uns haben sie getötet, auch schon einen zweiten. Das werden wir nicht länger dulden," sagt einer der Organisatoren, der unter dem Pseudonym Wladimir Thor auftritt. Der Aufmarsch der etwa 5.000 Randalierer hatte die Sicherheitskräfte offenbar völlig am falschen Fuß erwischt. Dabei war die Aktion nur von ihrer Größe her eine Überraschung.
Seit Juli Ausschreitungen
Seit im Juli bei einer Rauferei ein Fußballfan von drei Tschetschenen erstochen worden ist, gibt es immer wieder Ausschreitungen. Auslöser der aktuellen Unruhen: Eine weitere Schlägerei vergangene Woche zwischen Jugendlichen aus dem Nordkaukasus und Fußballfans, bei denen ein junger Moskauer getötet wurde. Eine Gruppe von 10.000 Fans blockierte daraufhin den Leningradski-prospekt, eine der wichtigsten Ausfallstraßen der Hauptstadt. Auch nach der Straßenschlacht am Manesche-Platz kam es zu weiteren Ausschreitungen nicht nur in Moskau sondern auch in St. Petersburg und Rostov am Don.
Regierung will hart vorgehen
Die Regierung setzt auf Härte gegen die Unruhestifter, kündigt Innenminister Rashid Nurgaliev an: "Niemand wird aus der Verantwortung entlassen und alle werden für ihre Handlungen bestraft werden. Die Polizei wird hart und im Rahmen der Gesetze vorgehen. Ich werde entsprechende Anweisungen gegeben."
Gewalt nicht nur bei den Demonstrationen
Die Gewalt beschränkt sich aber nicht auf die Demonstrationen. Seit Tagen machen ultranationalistische Jugendliche Jagd auf alle die, wie es heißt, ein nicht-slawisches Aussehen haben. Also Menschen aus dem Nordkaukasus und aus Zentralasien. Allein an diesem Wochenende hat es laut Medienberichten mehrere Überfälle gegeben, bei denen Menschen ohne Vorwarnung angegriffen und verprügelt wurden. Ein junger Mann aus Kirgistan wurde dabei erstochen, einige verletzt. Ein Ende der Ausschreitungen ist nicht in Sicht. Wie heute bekannt wurde ist am Wochenende ein weiterer 19-jähriger Fußballfan bei einer Schlägerei getötet worden. Für Mittwoch planen die Hooligans angeblich bereits die nächste Großdemonstration.