Gezielte Mammographie zur Früherkennung
Offensive gegen Brustkrebs
In Österreich sterben pro Jahr 1.500 Frauen infolge von Brustkrebs. Seit Jahren ist ein Programm in Diskussion, bei dem Frauen einer gewissen Altersgruppe gezielt zur Mammographie eingeladen werden. Nach dem Beschluss in der Bundesgesundheitskommission hofft Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) nun auf die baldige Einführung.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.12.2010
Persönliche Empfehlungen
Brustkrebs ist mit rund 4.600 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung von Frauen in Österreich. Abgesehen von der regelmäßigen Selbstuntersuchung der Brust und der Tastuntersuchung durch Frauenarzt oder Frauenärztin gilt die Mammographie als wichtiges Instrument der Früherkennung. Künftig sollen alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gezielt an die Mammographie erinnert werden. Alle zwei Jahre sollen sie per Brief eingeladen werden und darin eine qualifizierte Röntgen-Praxis empfohlen bekommen.
Hohe Anforderungen
Qualifiziert bedeutet für Gesundheitsminister Stöger, das zwei Ärzte oder Ärztinnen voneinander unabhängig die Befunde erstellen. Weiters sollten sie Erfahrung vorweisen - zumindest 5.000 Mammographien pro Jahr. Ihre Röntgen-Geräte müssen gewissen Standards entsprechen und das Personal regelmäßig geschult werden. So lauten auch die Qualitätsrichtlinien der EU. Vermutlich werden nicht einmal dreißig Zentren den Kriterien entsprechen, so der Minister. Unklar ist, wer die Qualitätszertifikate künftig ausstellen soll - offenbar nicht die medizinischen Fachgesellschaften.
Wichtig ab 50
Die Qualitätssicherung sei ein großer Nutzen des geplanten Screening-Programms, so Eva Rasky, Sozialmedizinerin der Medizinischen Universität Graz. Die Wissenschafterlin betont, dass Studien für Frauen von 50 bis 69 Vorteile eines Screenings belegt haben, dass aber für jüngere Frauen eine regelmäßige, unbegründete Mammographie nicht anzuraten sei - es könne (grob gesagt) zu oft falschen Alarm geben.
Briefliche Einladung
Ein flächendeckendes Brustkrebs-Programm ist bereits in fünf Pilotprojekten getestet worden - unter anderem in drei Wiener Bezirken. Hier wurde das Einladen per Brief erprobt auch in unterschiedlichen Sprachen. Der Brief soll die Überweisung von Frauenärztin oder praktischem Arzt ersetzen. Die Kosten für die bundesweite Umsetzung betragen laut Minister Stöger geschätzte 45 Millionen Euro pro Jahr - so viel wie derzeit die ungezielten Mammographien kosten, die auch Frauen außerhalb der Zielgruppe in Anspruch nehmen.