Karl: "Wahnsinniger Zeitdruck"
Rektoren fordern raschere Zugangsregeln
Der Gesetzesentwurf für Zugangsbeschränkungen an den österreichischen Universitäten ist den Rektoren zu wenig. Sie fordern die möglichst umgehende Einführung von Zugangsregeln. Andernfalls würden die Unis überquellen, so Rektorenvorsitzender Helmut Sünkel. Auch Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) drängt auf einen raschen Beschluss.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.12.2010
"Entwurf ungeeignet"
Rund 20 Fächer an den österreichischen Unis, darunter jene an der Wirtschaftsuniversität, sind so überlaufen, dass sich die Rektoren Zugangsregelungen, sprich -einschränkungen wünschen - ob Eingangsphase oder Einstiegsprüfung. Das will ihnen Wissenschaftsministerin Karl in einem Gesetzesentwurf auch zugestehen. Dennoch ist Rektorenvorsitzender und TU-Graz-Rektor Sünkel damit nicht zufrieden. Denn die Unis dürften laut Entwurf den Durchschnitt an Neustudenten der letzten fünf Jahre nicht unterschreiten, und das ändere dann aber letztlich nicht viel an der Überfüllung in den Massenfächern. "Daher ist dieser Text ungeeignet, um diese Probleme wirklich zu beseitigen", meint Sünkel.
Doppelte Matura-Jahrgänge
Bis Ende Jänner 2011 müsse die Regierung schärfere Zugangsbeschränkungen gesetzlich möglich machen, sonst drohe nächstes Jahr ein Ansturm deutscher Studenten aus doppelten Matura-Jahrgängen in Bayern, weil die Schulzeit im Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt wird. Im Jahr darauf werde es noch ungemütlicher, so Sünkel. Denn da schafft nach Bayern auch Baden-Württemberg das neunte Gymnasialjahr ab. Zusammen mit dem deutschen Numerus Clausus, der viele nach Österreich treibt und der Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland werde das gerade in den Jahren 2011/2012 einen großen Ansturm bringen.
Verteilung durch Beratung
Die Rektoren drängen zur Eile, denn die Alternativen, die die Unis selbst in Angriff nehmen können, sehen eher traurig aus. Sünkel nennt da vor allem die Beratung weit vor Studienbeginn, um die Studierwilligen besser auf das Uni-System zu verteilen. Das wären "intensivste Studienberatungen während der letzten Schuljahre", so Sünkel. Eines wollen die Rektoren und die Universitäten-Konferenz aber nicht: Sie wollen die Gesamtzahl der Studienplätze im Universitätssystem nicht reduzieren - auf die Verteilung auf die einzelnen Standorte und Fächer komme es an.
"SPÖ verzögert Kompromissbeschluss"
Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) im Ö1-Mittagsjournal-Interview mit
Karl: "Wahnsinniger" Zeitdruck
Wissenschaftsministerin Karl zeigt Verständnis für die Kritik der Rektoren. Der Zeitdruck sei wegen der Entwicklungen in Deutschland "wahnsinnig" groß. Das Gesetz müsse im nächsten Ministerrat beschlossen werden, so Karl. Sie verweist darauf, dass das ein Kompromiss mit der SPÖ sei. Das Festschreiben der Zahl der Studienanfänger sei zwar keine große Verbesserung, verhindere aber zumindest weitere Verschlechterungen, so Karl. Sie hebt hervor, dass sie ursprünglich einen anderen Entwurf vorgelegt habe, der sich an der Absolventenzahl orientiert habe. Sie verstehe nicht, warum die SPÖ jetzt diesen Kompromiss weiter hinausschieben wolle. Es werde weitere Gespräche mit der SPÖ geben, vor allem über den Zeitplan, kündigt Karl an.