Karl: "Wahnsinniger Zeitdruck"

Rektoren fordern raschere Zugangsregeln

Der Gesetzesentwurf für Zugangsbeschränkungen an den österreichischen Universitäten ist den Rektoren zu wenig. Sie fordern die möglichst umgehende Einführung von Zugangsregeln. Andernfalls würden die Unis überquellen, so Rektorenvorsitzender Helmut Sünkel. Auch Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) drängt auf einen raschen Beschluss.

Mittagsjournal, 15.12.2010

"Entwurf ungeeignet"

Rund 20 Fächer an den österreichischen Unis, darunter jene an der Wirtschaftsuniversität, sind so überlaufen, dass sich die Rektoren Zugangsregelungen, sprich -einschränkungen wünschen - ob Eingangsphase oder Einstiegsprüfung. Das will ihnen Wissenschaftsministerin Karl in einem Gesetzesentwurf auch zugestehen. Dennoch ist Rektorenvorsitzender und TU-Graz-Rektor Sünkel damit nicht zufrieden. Denn die Unis dürften laut Entwurf den Durchschnitt an Neustudenten der letzten fünf Jahre nicht unterschreiten, und das ändere dann aber letztlich nicht viel an der Überfüllung in den Massenfächern. "Daher ist dieser Text ungeeignet, um diese Probleme wirklich zu beseitigen", meint Sünkel.

Verteilung durch Beratung

Die Rektoren drängen zur Eile, denn die Alternativen, die die Unis selbst in Angriff nehmen können, sehen eher traurig aus. Sünkel nennt da vor allem die Beratung weit vor Studienbeginn, um die Studierwilligen besser auf das Uni-System zu verteilen. Das wären "intensivste Studienberatungen während der letzten Schuljahre", so Sünkel. Eines wollen die Rektoren und die Universitäten-Konferenz aber nicht: Sie wollen die Gesamtzahl der Studienplätze im Universitätssystem nicht reduzieren - auf die Verteilung auf die einzelnen Standorte und Fächer komme es an.

"SPÖ verzögert Kompromissbeschluss"

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) im Ö1-Mittagsjournal-Interview mit

Karl: "Wahnsinniger" Zeitdruck

Wissenschaftsministerin Karl zeigt Verständnis für die Kritik der Rektoren. Der Zeitdruck sei wegen der Entwicklungen in Deutschland "wahnsinnig" groß. Das Gesetz müsse im nächsten Ministerrat beschlossen werden, so Karl. Sie verweist darauf, dass das ein Kompromiss mit der SPÖ sei. Das Festschreiben der Zahl der Studienanfänger sei zwar keine große Verbesserung, verhindere aber zumindest weitere Verschlechterungen, so Karl. Sie hebt hervor, dass sie ursprünglich einen anderen Entwurf vorgelegt habe, der sich an der Absolventenzahl orientiert habe. Sie verstehe nicht, warum die SPÖ jetzt diesen Kompromiss weiter hinausschieben wolle. Es werde weitere Gespräche mit der SPÖ geben, vor allem über den Zeitplan, kündigt Karl an.