Kunstwerke aus 40 Jahren
Ferdinand Penker im MMKK
Das Museum Moderner Kunst Kärnten (MMKK) zeigt Arbeiten von Ferdinand Penker, die in den letzten 40 Jahren entstanden sind. Ferdinand Penkers Arbeiten sind seit vielen Jahren vor allem in internationalen Ausstellungen zu sehen. Heute lebt und arbeitet der Künstler in Preding in der Steiermark.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 15.12.2010
Als "stiller Maler" wurde Ferdinand Penker immer wieder beschrieben, das gilt für die formale und farbliche Zurückhaltung seiner künstlerischen Arbeit, aber auch für die Person selbst: seriös, ruhig, gesammelt, wach, sehr wach, genau beobachtend, intellektuell, kritisch und dabei auch sehr ironisch humorvoll in der Einschätzung zum Beispiel der Werkschau im MMKK.
"Die Ausstellung erzählt die Geschichte von dem, der nicht gewusst hat, was Malerei ist und was Kunst ist. Die Entwicklung von diesem Nichtwissenden zu dem, der heute genauso wenig weiß", so Penker.
Hingabe und Konzentration
Gleichzeitig ist diese Einschätzung aber durchaus ernst gemeint, für Ferdinand Penker eine wichtige Erkenntnis, eine Tatsache. Tatsache ist aber auch, dass seine Werke eine vollkommene Hingabe und Konzentration auf ein großes Thema widerspiegeln.
Christine Wetzlinger-Grundnig, die Direktorin des MMKK, hat diese Werkschau kuratiert: "Er beschäftig sich in seiner Malerei ausschließlich mit der Malerei. Thema ist das Malen selbst, das Malen von Strichen, von Punkten, die Entwicklung einer Struktur anhand dieser grundlegenden Mittel. Um diese Idee kreist sein gesamtes Oeuvre."
Dürers Hase in weiß
Labor oder Archiv nennt Ferdinand Penker den ersten Raum der Ausstellung: Skizzen, Studien und Werkzeichnungen. Aber auch die einzige wirklich gegenständliche Arbeit der ganzen Ausstellung ist hier zu sehen: Dürers Hase, weiß auf weiß, der Körper ins Papier eingeprägt, fast zur Unkenntlichkeit ausgebleicht auf seinen zahlreichen Reisen.
Ferdinand Penkers Bilder bestehen vordergründig gesehen aus Punkten, Strichen, Farbflächen. Zwei Räume des Museums hat er mit unzähligen kleinen grünen Bildern bedeckt, keines gleicht dem anderen.
"Das Serielle ist eine Notwendigkeit, um das Gefühl einer Masse darzustellen. Darum geht es mir auch, um die soziologischen Aspekte in unserem Leben überhaupt und was Massenbewegungen sind und wie sich Massen zueinander verhalten. Gleichgeschaltete Massen oder auch individuelle Erscheinungsformen, die sich dann wiederum in einer größeren Anzahl zueinander angleiche", erläutert Penker.
Selbstgewählte Isolation
Das Leben im Kollektiv wie zum Beispiel in Japan hat den Künstlern in den letzten Jahren immer stärker beschäftigt. Wie positioniert sich ein Mensch? Versucht er auszubrechen oder zieht er sich in die völlige Isolation zurück?
Hikikomori beschreibt das Phänomen der unangekündigten und selbstgewählten Isolation. Menschen verlassen freiwillig ihre Wohnung, ihr Zimmer nicht mehr, beschäftigen sich obsessiv mit immer den gleichen Handlungen. Für die Ausstellung hat Ferdinand Penker sein Atelier in Tokio nachgebaut: 4,9 mal 2,6 Meter groß.
Außenseiter in Japan
"Für mich war das natürlich auch ein Programm. In Japan wollte ich das nachvollziehen und zweitens einem gewissen Publikum demonstrieren, dass eine Verhaltensform, die gesellschaftlich nicht gerade goutiert wird, sehr wohl sehr kreativ sein kann. Wenn sich in Japan jemand aus der Reihe stellt, das schon einmal eine sehr kreative Entscheidung", so Penker.
Auch Ferdinand Penker hat sich Zeit seines Lebens aus der Reihe gestellt, sich keiner Mode, keinem Trend unterworfen. Der Ateliercontainer ist innen im wahrsten Sinn des Wortes "zugemalt", sechs Schichten monochrome Arbeiten übereinander, aufzublättern wie ein Buch. Malerei wird körperlich spürbar, erfahrbar.
Verschlungener Weg
Noch extremer ist diese Erfahrung in einem anderen Raum. Die ebenfalls grünen Bilder stellen sich einem im wahrsten Sinn des Wortes in den Weg. Sie liegen auf zarten schwarzen Ständern, nur ein verschlungener Weg führt in den nächsten Raum.
Der Raum an sich, die dritte Dimension, hat Penker schon immer interessiert und fasziniert: "Die dreidimensionalen Arbeiten erklären die zweidimensionalen Bilder etwas genauer oder sie machen das plausibler, was am Papier gemalt ist."
Beschäftigung mit Film
Neu hinzugekommen ist die immer intensiver werdende Beschäftigung mit dem Film, bewusst allerdings ohne einen hohen Anspruch an technische Perfektion, eine spontane Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten, die im Moment passiert: "Für mich ist der Moment und die Zusammenführung gewisser Momente, im Schnitt oder in einer gewissen Collage-Technik, dass das in der Bewegung darstellt."
Diese Bewegung findet dann auch ihre akustische Entsprechung. Wie die Bilder sind auch die Geräusche nur vordergründig ähnlich, fordern ein genaues Zuhören, ein bewusstes Sich-Einlassen auf diese fremde Welt. Ein perfekter Reiseführer in diese fremde Welt ist jetzt im Ritter Verlag erschienen. Die Monografie trägt wie die Ausstellung einfach den Titel "Ferdinand Penker".
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Museum Moderner Kunst Kärnten ermäßigten Eintritt (bis zu 50 Prozent).
MMKK