Neue Erkenntnisse aus indirekten Tierversuchen
Klimawandel und Fettleibigkeit
Alle werden dicker, und nicht nur um die Feiertage. Eine in der Fachschrift Proceedings of the Royal Society veröffentlichte US-Studie scheint nun zu bestärken, was einige Forscher seit geraumer Zeit vermuten: Übergewicht ist mehr als nur eine Frage von kontrolliertem Essen und regelmäßigem Sport.
8. April 2017, 21:58
In den USA sind zwei von drei Menschen entweder übergewichtig oder gar fettleibig. Doch auch in Europa wächst die Leibesfülle. Laut einem neuesten OECD-Bericht sind die Hälfte der EU-Bürger zu dick. Die OECD-Autoren betonen, wie wichtig es sei, Kindern die Bedeutung eines gesunden Lebensstils zu vermittlen.
Streng nach Plan ernährt werden Versuchstiere. Doch auch bei ihnen wurde zunehmende Fettleibigkeit festgestellt. Es begann mit Krallenäffchen. David Allison, Biostatistiker und Ernährungs-wissenschaftler an der Universität von Alabama besuchte eine Versuchstierkolonie im US-Staat Wisconsin: "Ich habe Daten der Krallenäffchen analysiert und merkte, dass sie zunehmend dicker geworden sind. Dem Direktor war das gar nicht bewusst, und er konnte es sich auch nicht erklären."
David Allison trug in der Folge US-Daten von insgesamt zwölf, in der Nähe des Menschen lebenden Säugetierarten zusammen: Von Hunden und Katzen, von wild lebenden Ratten sowie von verschiedenen Labortieren. Die Analyse von 20.000 Exemplaren ergab: So wie die Menschen sind auch die Vierbeiner immer dicker geworden.
Es gibt viele Ursachen, die Tier und Mensch gleichermaßen betreffen und zu Übergewicht führen können. Dazu zählen etwa Mikroorganismen. Es ist bekannt, dass Adenoviren beim Menschen Übergewicht begünstigen. David Allison führt einen anderen Krankheitserreger an: "Helicobacter-Bakterien, die beim Menschen Magengeschwür verursachen waren früher sehr viel mehr verbreitet. Warum sie immer seltener werden, wissen wir nicht. Helicobacter dürfte Hormone produzieren, die das Körpergewicht niedrig halten. Wenn weniger Leute das Bakterium in sich tragen, haben auch weniger diese hormonelle Gewichtskontrolle."
Auch Umweltgifte stören potentiell den Hormonhaushalt und können zudem zu genetischen Veränderungen führen, die Fettleibigkeit begünstigen. Diese könnten weiterverbt werden. Schließlich führt der Forscher als mögliche Ursache noch Klimaerwärmung sowie mehr Licht und kürzerer Dunkelphasen an. Letzteres begünstigte im Tierversuch Gewichtszunahme.