Ausstellung in der Wiener Boutique Song

Walter van Beirendonck

Das Verhältnis von Kunst und Mode ist von jeher ein enges. Luxuskonzerne wie LVMH oder PPR, die Marken wie Louis Vuitton, Gucci oder Yves Saint Laurent in ihrem Portfolio haben, sind im Besitz riesiger Kunstsammlungen. Louis Vuitton lässt seine Flagshipstores in Paris, New York oder Hong Kong regelmäßig von namhaften Künstlern dekorieren und Chanel Chefdesigner Karl Lagerfeld beauftragte seine Lieblingsarchitektin Zaha Hadid mit dem Entwurf eines mobilen Museums.

Service

Walter van Beirendonck, "Paradise Pleasure Productions", bis 15. Jänner 2011, Song, Praterstrasse 11, 1020 Wien

Song

Dieser Flirt mit der Kunst geht in beide Richtungen: Denn große Modehäuser schmücken sich nicht nur mit zeitgenössischer Kunst, viele Modedesigner versuchen sich im Laufe ihrer Karriere auch selbst als Künstler. Darunter der belgische Design-Exzentriker Walter van Beirendonck, dessen Arbeiten im Moment im Ausstellungsraum der Wiener Boutique "Song" zu sehen sind.

Kulturjournal, 22.12.2010

Bunt und schrill

Auch als Künstler kann Walter van Beirendonck den Designer in sich nicht verleugnen. Denn es sind vor allem textile Materialien, die van Beirendonck zu knallig bunten Fahnen, Tüchern und Umhängen verarbeitet. Textilien, die zunächst einmal vor infantilem Charme sprühen und irgendwie an altbackenes Patchwork erinnern. Bärtige untersetzte Männchen sind da zum Beispiel zu sehen, die wohl nicht zufällig an den Künstler selbst erinnern, der sich auf Pressefotos oft als grimmiger Hell´s Angel mit Vollbart und Glatze inszeniert. Erst auf den zweiten Blick sieht man das Obszöne. Im Kreis gruppierte Schaufensterpuppen, die von den Fahnen wie von einer Burka verhüllt werden. An ihnen hat Beirendonck handelübliche Dildos befestigte. Ein Bild für unterdrücktes und unerfülltes Begehren. Denn in seiner Wiener Ausstellung hat sich Walter van Beirendonck mit dem Begriff der Freiheit auseinandergesetzt:

"Ich glaube, dass unsere Freiheiten von der Gesellschaft, von der Religion und der Regierung wirklich beschränkt werden. Mehr als jemals zuvor werden wir in eine bestimmte Richtung gedrängt. Man sagt uns wie wir denken und wie wir handeln sollen. Dem setze ich eine farbenfrohe Botschaft entgegen, die ich aber mit sehr expliziten Bildern wie zum Beispiel Dildos kombiniere. Aus dieser Kombination entsteht eine gewisse Spannung.", sagt Walter van Beirendonck.

"Antwerp 6" und Avantgarde

Den Ordnungshütern dieser Welt also begegnet Walter van Beirendonck mit seiner schrillen Bilderwelt. Das hat er auch in seiner Mode immer schon getan. Um Tragbarkeit ging es dem Belgier dabei nicht immer. Mit riesigen Mützen oder Ohrenschützern schickte Beirendonck seine Models auf den Laufsteg und steckte sie in skulptural anmutende Röcke.
Immer schon hat Beirendonck Kunst zum Anziehen entworfen. In abgespeckter, tragbarer Form hängen seine Kreationen freilich im Laden.

"Meine Modekreationen spiegeln meine Sicht auf die Gesellschaft. Und genauso arbeite ich auch in der Kunst. Kunst und Mode, das ist für mich dieselbe Art zu denken. Beim Gespräch mit Journalisten ist mir aufgefallen, dass der einzige Unterschied darin besteht, dass das, was ich in der Kunst mache expliziter und freier ist.", sagt Walter van Beirendonck

In den 1980er Jahren sorgte Walter van Beirendonck gemeinsam mit fünf weiteren Designerkollegen aus Antwerpen für Furore am internationalen Modeparkett. Als "Antwerp 6" begründeten Beirendonck, Dries van Noten, Ann Demeulemeester und andere den Ruf Antwerpens als Zentrum der Modeavantgarde. Eine aufregende Zeit, an die sich Beirendonck heute noch lebhaft erinnert.

"Wir hatten keinen Masterplan"

"Damals ist alles sehr spontan passiert. Wir hatten keinen Masterplan. Wir haben gemeinsam Mode an der königlichen Akademie der schönen Künste in Antwerpen studiert. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, miteinander gearbeitet und miteinander gefeiert. Wir sind als Gruppe zusammengewachsen und haben begonnen in Belgien Fashion Shows zu veranstalten. Daraus hat sich eine eigene Dynamik entwickelt. Wir waren alle sehr ehrgeizig und dadurch haben wir uns gegenseitig angespornt", sagt Walter van Beirendonck.

Doch als Modeland war Belgien in den 1980er Jahren isoliert. Es gab keine internationalen Modemagazine aus Belgien, die kreative Energie, die in den Ateliers der Stadt in Bewegung geraten war, drang nicht nach außen. Deshalb beschloss die Gruppe einen LKW zu mieten und London zu erobern.

"Wir hatten keinen Masterplan"

"Damals ist alles sehr spontan passiert. Wir hatten keinen Masterplan. Wir haben gemeinsam Mode an der königlichen Akademie der schönen Künste in Antwerpen studiert. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, miteinander gearbeitet und miteinander gefeiert. Wir sind als Gruppe zusammengewachsen und haben begonnen in Belgien Fashion Shows zu veranstalten. Daraus hat sich eine eigene Dynamik entwickelt. Wir waren alle sehr ehrgeizig und dadurch haben wir uns gegenseitig angespornt", sagt Walter van Beirendonck.

Doch als Modeland war Belgien in den 1980er Jahren isoliert. Es gab keine internationalen Modemagazine aus Belgien, die kreative Energie, die in den Ateliers der Stadt in Bewegung geraten war, drang nicht nach außen. Deshalb beschloss die Gruppe einen LKW zu mieten und London zu erobern.