Fluchtwelle in Nachbarländer

Cote d'Ivoire: Aufruf zum Generalstreik

Der Machtkampf in der Cote d'Ivoire verschärft sich weiter: Langzeitpräsident Gbagbo weigert sich abzutreten und den neu gewählten Präsidenten Ouattara anzuerkennen. Ouattara versucht nun durch einen Generalstreik, Gbagbo in die Knie zu zwingen. Unterdessen fliehen immer mehr in die Nachbarländer.

Mittagsjournal, 27.12.2010

Aufruf Ouattaras

Es ist der verzweifelte Versuch eines Mannes, den zwar alle Welt als den neuen Präsidenten der Cote D'Ivoire anerkennt, der aber im eigenen Land seit Wochen in einem Hotel in Abidjan verschanzt leben und von UN-Soldaten bewacht werden muss: "Legt eure Arbeit nieder, bis Gbagbo endlich abtritt", so der Aufruf Ouattaras an seine Anhänger.

Gbagbo kontrolliert Meiden und Militär

Doch ob viele diesen Aufruf zum Generalstreik befolgen werden, ist offen. Es ist überhaupt fraglich, wer ihn gehört hat. Sämtliche staatlichen Medien werden vom abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo kontrolliert. Und dann ist fraglich, wer sich diesem Aufruf überhaupt noch anzuschließen wagt. Denn alle bisherigen Versuche Ouattaras, Ggabgo mit friedlichen Mitteln zum Rücktritt zu bewegen, wie zum Beispiel dem Marsch auf das TV-Zentrum von Abidjan Mitte Dezember, wurden bisher von Gbagbos Soldaten und Sicherheitskräften niedergeschlagen. Mindestens 173 Menschen wurden bisher bei solchen blutigen Zusammenstößen getötet.

"Ich will keinen Kompromiss"

Alle internationalen Appelle an Gbagbo doch Vernunft walten zu lassen und doch die Wahlniederlage anzuerkennen - verhallten bisher ungehört. Auch die Angebote auf Exil, lehnt Gbagbo ab: "Ich suche keinen Kompromiss", so Gbagbo lapidar in einem Interview. Denn die Wahrheit brauche keinen Kompromiss. Und die Wahrheit sei, dass er zum Präsidenten der Cote d'Ivoire gewählt wurde, betont Gbagbo.
Dass der Rest der Welt dies anders sieht, scheint Gbagbo dabei nicht zu interessieren.

Von Druck unbeeindruckt

Je mehr internationaler Druck auf ihn gemacht wird, je mehr mit Sanktionen gedroht wird, desto heftiger werden seine nationalistischen Tiraden. Die USA und Frankreich, die Präsident Ouattara unterstützen, bezichtigt Gbagbo nun gar des Komplotts gegen ihn. Und auf die Drohung der westafrikanischen Staaten, seinen Abgang notfalls mit militärischer Gewalt durchzusetzen, reagiert Gbagbo mit zur Schau getragener Gelassenheit.

"Wer kann, der flieht"

Die Menschen in der Cote d'Ivoire sind alles andere als gelassen. Seit Wochen herrschen Unsicherheit und schiere Angst in dem westafrikanischen Land, das bis in die 1990er-Jahre zu einem der wirtschaftlich wie politisch stabilsten Staaten Afrikas zählte. "Wer kann, der flieht", berichtet Boga Gervais, Präsident des Menschenrechtskomitees in Cote d'Ivoire.

Tausende auf der Flucht

Es gibt zunächst zahlreiche sogenannte Binnenflüchtlinge, Menschen, die von Abidjan fliehen, wo die Lage besonders unübersichtlich ist. Man hat den Eindruck, das weder die Militärs noch die Rebellen unter Kontrolle sind.
Und so fliehen die Menschen zu zehntausenden, entweder in andere Landesteile oder überhaupt ins Ausland. Laut UNO sind bisher 14.000 ins benachbarte Liberia geflohen.