Sechs Jahre Haft für Chodorkowski gefordert
Moskau: "Allein Sache der russischen Justiz"
Russland hat die Kritik aus Europa und den USA an der Verurteilung des Ölmagnaten und Michail Chodorkowski in äußerst scharfen Worten zurückgewiesen. Chodorkowski ist knapp vor seiner Freilassung erneut schuldig gesprochen worden. Die russische Opposition sieht das Verfahren als rein politisch motiviert, auch Deutschland und die USA haben sich besorgt gezeigt.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 28.12.2010
Um eigene Angelegenheiten kümmern!
Es sind deutliche Worte, mit denen sich das russische Außenministerium heute an Washington und, wie es in der Erklärung heißt, eine Reihe von Hauptstädten der EU wendet: Der Prozess gegen Michail Chodorkowski sei allein Sache der russischen Justiz. Versuche, Druck auf das Gericht auszuüben seien inakzeptabel, so die Erklärung. Es gehe in dem Prozess um schwere Vorwürfen, die etwa in den USA mit lebenslänglicher Haft bestraft würden. Und außerdem erwarte man, dass sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmere, zu Hause wie auf internationaler Ebene, so der russische Text.
Hillary Clinton besonders kritisch
Besonders zwei Länder waren es gestern ja gewesen, die die Verurteilung Chodorkowskis kritisiert hatten. In Deutschland hat Außenminister Guido Westerwelle die Umstände des Verfahrens als äußerst bedenklich und als Rückschritt bei der Modernisierung Russlands bezeichnet. In Washington drückte das Weiße Haus seine tiefe Besorgnis aus, dass Russland das Recht selektiv anwende und anscheinend für unlautere Ziele missbrauche. US-Außenministerin Hillary Clinton fügte in einer eigenen Erklärung noch dazu, dass der Fall ernsthafte Fragen über die Rechtsstaatlichkeit Russlands aufwerfe und negative Auswirkungen auf den Ruf des Landes habe.
Sechs Jahre Haft gefordert
Die Verkündung des mehr als 250 Seiten langen Urteils gegen Chodorkowski geht in Moskau unterdessen weiter, mit monotoner Stimme liest der Richter den Text vor, vermutlich wird er noch einige Tage dafür brauchen. Das Strafausmaß wird erst am Schluss bekanntgegeben, die Staatsanwaltschaft hat für Chodorkowski sechs Jahre Haft gefordert.