"Sonnenkönig" im Schauspielhaus

Kreisky - wer sonst?

Die Produktion "Kreisky - wer sonst?" im Wiener Schauspielhaus stellt sich anlässlich des 100. Geburtstages des wichtigsten Politikers der Zweiten Republik die Frage, wie der einstige "Sonnenkönig" heute zu beurteilen ist - als souveräner Staatsmann oder als Operettenkanzler.

Kultur aktuell, 29.12.2010

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Zehn Stücke zu Kreisky

Dass Politik auch eine Bühne ist, hat er als einer der allerersten erkannt: Bruno Kreisky machte sich nicht nur durch seine politischen Entscheidungen unvergesslich, sondern auch durch sein öffentliches Auftreten. Nun liefert die populäre Figur den Stoff für gleich zehn Stücke im Schauspielhaus.

In der ersten Folge, die am Freitag, 31. Dezember 2010 Premiere hat, widmet sich Regisseurin Daniela Kranz der politischen Sozialisation des späteren Bundeskanzlers, wie sie in den Memoiren und zahlreichen Biografien erzählt wird.

Bauen am Mythos Kreisky

Aufgeregte junge Funktionäre, die eifrig am Mythos mitbauen, während Johannes Zeiler als Kreisky ehrwürdig im grauen Anzug, mit großer Nase und dicker Brille einherschreitet. Daniela Kranz treibt das Kreisky-Bild humorvoll auf die Spitze. Auch wenn sich die Serie "Kreisky - wer sonst?" an den Lebensstationen des populären Kanzlers orientiert: Sie als Regisseurin widme sich der Figur auf andere Art als die Historiker, sagt Kranz, die das Projekt zusammen mit Bastian Kraft leitet.

"Worauf wir uns schon stützen, sind seine Memoiren, allerdings mit unserem persönlichen Blick darauf - weil ich immer wieder feststelle, dass den Weg, den er vorgegeben hat, ein sehr stark von ihm gefärbter, korrigierter, dramaturgisch geschickt zusammengeführter Weg ist. Es ist schwer, jenseits dieser Knotenpunkte seiner Biografie links und rechts auszuscheren. Darin besteht die Lust: nicht die Hauptstraße zu fahren", erläutert Kranz. "Es wird unwissenschaftlich und frech sein - eben sehr persönliche Blicke von acht Regisseuren darauf."

Stückeserien im Schauspielhaus

Der Start der Serie "Kreisky - wer sonst?" steht am Anfang einer Reihe von Veranstaltungen rund um den hundertsten Geburtstag des bedeutenden Politikers. Das Schauspielhaus nahm das Jubiläum zum Anlass, sein erfolgreiches Konzept der Stückeserien fortzusetzen. Diese Regieprojekte sind bereits ein fixer Bestandteil im Spielplan des Schauspielhauses, das sich unter der Leitung von Andreas Beck sehr stark dem Gegenwartstheater widmet.

Themen vergangener Serien waren die Zehn Gebote, Sigmund Freud und der Romanklassiker "Die Strudlhofstiege". Kurze Probezeiten gehören bei diesen Projekten genauso dazu wie der Mut zur Improvisation, erklärt Daniela Kranz: "Das Skizzenhafte dieser Serien, das schnell geprobte, das frisch behauptete, das hat einen eigenen Charme."

Etwa im Zweiwochenrhythmus schreitet die Stückeserie "Kreisky - wer sonst?" ab nun voran, die zehnte und letzte Produktion wird Ende März aufgeführt.

Textfassung: Rainer Elstner

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Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Schauspielhaus ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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