Koptische Christen als Terrorziel
Selbstmordanschlag in Ägypten
Bei einem Bombenanschlag auf koptische Christen in Alexandria in Ägypten sind 21 Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter zündete einen Sprengsatz vor der Kirche, als die Neujahrsmesse gerade zu Ende war.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 01.01.2011
Vorkehrungen nutzten nichts
Immer wieder gab es in den letzten Wochen von Al-Kaida-nahen Gruppen Drohungen gegen Christen und insbesondere ägyptische Kopten. Die ägyptischen Behörden hatten daher die Sicherheitsvorkehrungen vor allen Kirchen des Landes verstärkt. Doch genutzt hat dies nichts - kurz nach Mitternacht passierte das, was alle befürchtet hatten: Ein Selbstmordattentäter schlug in der ägyptischen Mittelmeerstadt Alexandria vor einer Kirche zu. Mindestens 21 Menschen wurden getötet und 79 verletzt.
Straßenschlacht aus Ärger
Der Zeitpunkt der Zündung war gewählt, um ein Maximum an Toten zu erreichen: Genau, als die Kirchgänger die Silvester-Mitternachtsmesse verließen. "Mit unserer Seele und unserem Blut für das Kreuz", riefen wütende Christen und lieferten sich eine kurze Straßenschlacht mit den Sicherheitskräften. Einige warfen Steine auf eine benachbarte Moschee, die von der Druckwelle ebenfalls beschädigt worden war. Inzwischen ist in der ägyptischen Hafenstadt wieder gespannte Ruhe eingekehrt.
Immer wieder Drohungen
Eine Webseite in Namen "des Islamischen Staates im Irak", eine Al-Kaida nahe Gruppierung, hat eine Erklärung herausgegeben. Dort heißt es: "Dieser minutiös geplante Anschlag wurde von Gottes Kriegern durchgeführt, gegen einen dreckigen Fleck der Feinde des Islam und in Unterstützung unserer entführten Schwestern." Letzteres bezieht sich auf die in Ägypten kontroversen Fälle zweier Koptinnen, die zum Islam konvertiert sein sollen und nach Al-Kaida-Lesart gegen ihren Willen in einem Kloster festgehalten werden sollen. Im Internet kursierten in den letzten Wochen in diesem Zusammenhang immer wieder Drohungen von militanten Islamisten gegen ägyptische Kopten, die zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen. Auch mehrere Anschläge gegen Christen im Irak wurden mit den Fällen der beiden Frauen gerechtfertigt.
Handschrift der Al-Kaida
Alles deute in diese Richtung, glaubt auch der ägyptische Politologe Amr Schorbagi: "Das Ganze trägt eindeutig die Handschrift der Al-Kaida, auch in der professionellen Weise, wie der Anschlag ausgeführt wurde", sagt er. Auch wenn die Planung von außerhalb Ägyptens kam. Derartige Anschläge, fürchtet der Politologe, verstärkten die ohnehin spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Christen und Muslimen in Ägypten weiter.
Für einen der Verletzten bei dem Anschlag in Alexandria ist das Ganze noch unfassbar: "Warum, warum haben sie das gemacht. Ich verstehe das nicht. Die Menschen waren einfach nur beim Beten und warum beschützt uns die Regierung nicht."