Europäische Kulturhauptstadt Turku

8. April 2017, 21:58

Dank der räumlichen und sprachlichen Nähe setzen die beiden Kulturmetropolen auf Kooperation und verwirklichen gemeinsam mehrere große Projekte. Dennoch sind ihre Ausgangssituationen recht verschieden, denn das nur halb so große Turku, an der finnischen Westküste hat ein dreifaches mehr an Budget zur Verfügung.

Turku in Flammen

Das ist das Motto der Kulturhauptstadt 2011. Die Flamme des Logos - weist zum einen auf die Geschichte der Stadt hin - die rund 30 mal abgebrannt ist - zum anderen soll damit gezeigt werden, wie heiß es kulturell in diesem Jahr zugehen wird. Ein Heavy-Metal-Musical, hat sogar den großen Brand von 1827 zum Inhalt.

Heiß wird es auch in den fünf Erlebnissaunas, die von unterschiedlichen Künstlern gestaltet wurden, und die an öffentlichen Plätzen zum saunieren einladen, denn die Finnen wollen den positiven Einfluss von kulturellen Aktivitäten auf Gesundheit und Wohlbefinden hinweisen. Dazu gehört auch, dass die Ärzte in den städtischen Gesundheitszentren über 5.000 Freikarten für Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr vergeben - also gewissermaßen Kultur verschreiben.

Breites Programm

Kultur ist in Turku ein weiter Begriff. So wird es einen Akkordeonringkampf des finnischen Akkordeonisten Kimmo Pojonen geben und den Turku-Grand-Prix - ein Seifenkistenrennen für die ganze Familie, Ameisensafaris, bei denen man dem Leben der Ameisen in Turku mittels Webcams und eigenen Ameisenstadtplänen auf die Spur kommt, Unterwasserkonzerte oder Schiffsbau aus Recyclingmaterial.

Menschen, nicht Infrastruktur

Zentrum vieler Aktivitäten ist das Logomo - ein neues Kulturzentrum in einer ehemaligen Maschinenfabrik. Hier wird unter dem Titel "Alice in Wonderland" - die größte zeitgenössische Fotoausstellung Finnlands zu sehen sein. Sonst hat man bewusst nicht in neue Theater oder Museen investiert, sondern setzt auf Menschen, die Kultur produzieren oder nutzt Bestehendes wie das Turku-Museum, in dem eine große Carl-Larsson-Ausstellung gezeigt wird, oder das Sibelius-Museum, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden.

Die Aura der Kultur

Turku ist die fünftgrößte Stadt Finnlands und architektonisch - bedingt durch die vielen Brände - ein wilder Mix aus Altem und Neuem. Durch die Stadt zieht sich der Fluss Aura, an seinen Ufern wird hier am 15. Jänner die große Eröffnungszeremonie stattfinden. Ein Spektakel aus Luftakrobatik und Feuerwerk, der britischen Gruppe Walk The Plank, an der zweitausend Einwohner von Turku mitwirken.

Turku brennt - und das wörtlich - denn fast 50 Millionen Euro beträgt das Budget. Im Vergleich dazu verfügt das doppelt so große Tallin nur über 16 Millionen. Ein Teil der 175.000 Einwohnerinnen und Einwohner von Turku sieht das skeptisch. Immerhin ist Turku wirtschaftlich im Umbruch. Die große Werft, einer der wichtigsten Arbeitgeber, hat keine Aufträge mehr, die Arbeitslosenquote liegt bei zehn Prozent. Doch vielleicht können die zwei Millionen erwarteten Besucher etwas Balsam auf die eventuell entstehenden Brandwunden streichen.