Spektakuläre Eröffnung

Kulturhauptstadt Tallinn

Tallinn, Estlands Hauptstadt ist zusammen mit dem nahe gelegenen Turku in Finnland Europas Kulturhauptstadt 2011. Während Turku erst am 15. Jänner startet, hat Tallin bereits in der Silvesternacht zum Auftakt geladen.

Gefeiert wurde gleich aus zweifachem Anlass: Seit dem 1. Jänner ist Estland auch Euro-Land, das 17. Mitglied der Eurozone.

Kulturjournal, 3.1.2011

Reportage aus der Europäischen Kulturhauptstadt

Pompöse Multimedia-Show

Mit großem Getöse sind der Eiffelturm, das Kolosseum und das Brandenburger Tor in Tallinn gelandet - mitten auf dem Theaterplatz, und ein Ufo noch dazu. Mit einer spektakulären nächtlichen Multimedia-Show wurde der Beginn des Kulturhauptstadtjahres eingeläutet.

In der virtuellen Welt sind derzeit auch noch die meisten Vorhaben von Tallinn 2011 angesiedelt, allen voran das zukünftige Vorzeigeprojekt: ein neues Museum. Genauer gesagt: ein Hangar für Wasserflugzeuge aus dem Jahr 1916 wird zum Meeresmuseum umgebaut - ein Haus für die Meerestechnik des 19. und 20. Jahrhunderts vom U-Boot bis zum Wasserflugzeug.

Ein ähnliches Dröhnen wie bei der Ufo-Landung ist derzeit auch im Hafen von Tallinn zu hören. Zentimeterweise, erklärt Andrus Köresaar von der Gruppe KOKO Arhitektid, muss der Beton der riesigen Kuppeln in Handarbeit restauriert werden. Und das dauert noch bis Mitte Juli. Dann wird auch der sogenannte Kulturkilometer begehbar sein, eine Meerespromenade, die das Meeresmuseum mit einem Theaterbau in einem ehemaligen Kraftwerk verbinden soll. Der Name "Kulturkessel" ist bereits fixiert, der Baubeginn allerdings noch nicht.

Geschichten am Meer

Keine Baustellengeschichten, sondern "Geschichten am Meer" will Tallinn - laut dem Motto der Kulturhauptstadt - erzählen und den Küstenstreifen, der unter den Sowjets jahrzehntelang militärisches Sperrgebiet war, revitalisieren. Das mit 16 Millionen Euro relativ bescheidene Budget ist das Resultat diverser Sparrunden. Der künstlerische Leiter von Tallinn 2011, Jaanus Rohumaa, ist jedenfalls optimistisch.

Fürs Erste setzt man auf Events. Und die fallen angesichts kurzer Tage, langer Nächte und kräftiger Minusgrade eisig aus. Am 8. Jänner springen die Esten jedenfalls ins Wasser - bei einem Badefest im Freien wohlgemerkt - aber vorher muss noch das Eis am Pirita-Fluss aufgehackt werden. Fünf Tage später beginnt dann die Feuer- und Eisparty - mit Kunstwerken aus Eis und mit Feuerskulpturen aus den Alten Christbäumen.

Neue Währung Euro

Was die ersten Tage von Tallinn 2011 zum Medienereignis gemacht hat, war die Euro-Umstellung. Von Euro-Begeisterung ist hier aber wenig zu spüren. Der Theatermacher und Kulturkessel-Leiter Peeter Jalakas bringt die Stimmung auf den Punkt:

"Du kannst es mögen oder nicht, es kommt sowieso. Das ist wie Schnee." Und den gibt's in Tallin wirklich reichlich.

Kultur aktuell, 03.01.2011

Service

Tallinn 2011