Ironimus im Karikaturmuseum Krems
Kreisky zum Schmunzeln
100 Jahre wäre Bruno Kreisky am 22. Jänner 2011 geworden. Anlässlich dieses Jubiläums zeigt das Karikaturmuseum Krems ab 16. Jänner 2011 die Ausstellung "Der wahre Kreisky".
26. April 2017, 12:57
Präsentiert werden ausgewählte Karikaturen von Ironimus alias Gustav Peichl, der die Ära Kreisky als humoristischer Chronist begleitet hat: Nicht weniger als 450 Karikaturen hat der zeichnende Architekt dem Langzeit-Kanzler Bruno Kreisky gewidmet.
Kulturjournal, 12.01.2011
Christine Scheucher hat mit Gustav Peichl, der nicht nur als Ironimus, sondern auch als einer der profiliertesten Architekten des Landes bekannt ist, über den "Karikaturistenkanzler" Kreisky, Angela Merkel und den Zusammenhang von Architektur und Karikatur gesprochen.
In den 1950er Jahren zieht der junge Architekt Gustav Peichl aus, um die heimische Politlandschaft mit hintergründigem Humor und seiner spitzen Feder zu erfrischen. Für die Tageszeitung "Die Presse", später auch für die "Süddeutsche Zeitung" karikiert er unter dem Pseudonym Ironimus das politische Who is Who der Zweiten Republik. Von Julius Raab über Leopold Figl und Adolf Schärf bis zu Fred Sinowatz. Doch kein Politiker hat es Ironimus so angetan wie Bruno Kreisky. Ein Medienkanzler, mehr noch ein "Karikaturistenkanzler" sei Kreisky gewesen, sagt Gustav Peichl.
Kultur aktuell, 12.01.2011
Die spitze Feder des Karikaturisten
"Er war vielleicht der erste, der für die Karikaturisten so interessant war: durch das Gesicht, durch sein Auftreten, durch seine Bildung, durch seine Eloquenz. Das waren lauter Dinge, die Bruno Kreisky ausgezeichnet haben und daher wurde er auch oft gezeichnet", sagt Gustav Peichl.
Gezählte 450 Mal wurde Bruno Kreisky von Ironimus gezeichnet. Mit wenigen Federstrichen brachte er die unverwechselbare Physiognomie des Kanzlers zu Papier: eine große Nase, darauf eine tief sitzende Brille, das Haar, das Haar, das sich an der Stirn bereits lichtet, kräuselt sich im Nacken. Wahlweise grantig oder mit einem diabolischen Grinsen setzt Ironimus den Staatsmann in Szene. Den viel zitierten "Sozialisten im Nadelstreif", dessen Vorliebe für Maßanzüge und Maßschuhe legendär ist, karikiert Ironimus häufig als "roten Monarchen". Für diesen "roten Monarchen" interessiert man sich über die Grenzen des Landes hinaus.
"Die Ironimus-Karikaturen der 70er Jahre wurde häufig im Ausland gedruckt. Ich wurde von der 'Süddeutschen Zeitung' aufgefordert, ich möge doch Kreisky-Karikaturen machen. Heute fragt niemand mehr im Ausland nach dem Kanzler, oder anderen österreichischen Politikern", sagt Gustav Peichl.
Kreisky, der "rote Monarch"
Dieses internationale Interesse schmeichelte nicht nur dem Kanzler, sondern einer ganzen Nation. Als "Reformkanzler" wollte Bruno Kreisky wahrgenommen werden. Ironimus präsentierte ihn im Gegensatz dazu oft als österreichischen Sonnenkönig mit Krönchen, das eher an die Kopfbedeckung eines Faschingsprinzen erinnert. Auch wenn er über diese Darstellung nicht immer erfreut gewesen sein mag, sei sich Kreisky der Bedeutung der Karikatur immer bewusst gewesen, sagt Gustav Peichl: "Er war ja ein Anhänger der Karikatur, weil er wusste, dass jede Karikatur - auch wenn sie nicht so freundlich war - zur Popularität eines Politikers beiträgt."
Wie wohl kein zweites Mal in der Geschichte der Zweiten Republik erlebte die österreichische Gesellschaft in den 1970er Jahren einen Reform- und Modernisierungsschub. Von der Liberalisierung des Familienrechts bis hin zu bildungspolitischen Weichenstellungen bleibt in dieser Dekade kein Stein auf dem anderen. Dass Zeiten des politischen Aufbruchs Karikaturisten besonders viel Stoff bieten, ist aus der Geschichte bekannt. Bekannt ist auch, dass die Karikaturen des Ironimus sich zu einer humoristischen Chronik der Kreisky-Ära zusammenfügen lassen. Einblicke in diese Ära bietet ab 16. Jänner 2011 das Karikaturmuseum in Krems.
Service
"Der wahre Kreisky. Karikaturen von Ironimus", 16. Jänner bis 18. September 2011, Karikaturmuseum Krems, Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).
Karikaturmuseum Krems - Der wahre Kreisky