Italiens Prominenz schiebt Geld in die Schweiz

Riesiger Steuerbetrug aufgeflogen

In Italien hat die Justiz Ermittlungen gegen 700 mögliche Steuersünder aufgenommen, im Visier sind auch zahlreiche Prominente, ihnen wird vorgeworfen, ihr Vermögen auf Schweizer Konten versteckt zu haben. Ins Rollen gebracht wurde die Steueraffäre durch einen Datendiebstahl bei einer Schweizer Großbank.

Mittagsjournal, 12.01.2011

Geheime Datenbank bei Polizei

Begonnen hat alles 2008 mit Hervè Falciani. Der 38-jährige Informatiker im Genfer Sitz der britischen Bank HSbc versorgte reiche Kunden mit steuerschonenden und gewinnbringenden Informationen. Die Mails, Faxe und Kontoauszüge die durch seine Hände gingen, legte Falciani jedoch schon bald als geheime Datenbank an. Dann setzte er sich in den Libanon ab und versuchte das heiße Material zu verkaufen.

Seit seiner Verhaftung arbeitet Falciani aber mit den französischen Behörden zusammen. Ihnen hat er auch den inzwischen als Liste Falciani bekanntgewordenen Datensatz übergeben. Die darin enthaltenen italienischen Namen beschäftigen nun auch die Staatsanwaltschaft in Rom.

Gesammelte Prominenz

Die sogenannte Liste Falciani liest sich dabei wie das Who is Who italienischer Prominenz. Da sind weltberühmte Designer wie Renato Balestra, der Liebling des Jet-Set und bevorzugter Schneider saudi-arabischer Prinzessinnen sowie der römische Edel-Couturier Valentino, dessen Leben und Werk bereits hollywoodgemäß verfilmt worden ist. Da ist Gianni Bulgari - Erbe einer Goldschmiede-Dynastie und schwerreicher Unternehmer. Da sind Schauspielerinnen wie zum Beispiel Stefania Sandrelli und ihre Tochter Amanda sowie Showgirls wie Elisabetta Gregoriacci, besser bekannt als Ehefrau des Unternehmers Flavio Briatore. Ebenfalls auf der Liste: die Erben des schon vor Jahren verstorbenen Starregisseurs Sergio Leone. Gegen sie und weitere rund 700 - oft schwerreiche, aber der Öffentlichkeit nicht immer bekannte Personen - ermitteln nun die italienischen Behörden.

Fast sieben Milliaden Dollar

Der Vorwurf lautet auf Steuerhinterziehung großen Ausmaßes. Denn alle in der sogenannten Liste Falciani enthaltenen Personen sollen ihr Geld am italienischen Fiskus vorbei in die Schweiz geschmuggelt haben. Bei den hinterzogenen Geldern soll es sich insgesamt um eine Summe von sechs Milliarden und 900 Millionen Dollar handeln. Fast siebentausend Konten sind laut Staatsanwaltschaft verdächtig.